„Schwarzer Abend“ für türkischen Fußball - Rot für Referee
Istanbul (dpa) - Rote Karte für den Schiedsrichter, „schwarzer Abend“ für den türkischen Fußball: Die Partie zwischen Galatasaray Istanbul und Trabzonspor wird als Skandalspiel in die Geschichte eingehen, Referee Deniz Ates Bitnel teilte die Karten am Sonntag aus wie bei einem Skatturnier.
Nach insgesamt vier Platzverweisen standen die Gäste aus Trabzon am Ende nur noch mit sechs Feldspielern auf dem Rasen. Als Bitnel dann beim Stand von 1:1 auch noch einen Strafstoß gab, den Galatasaray-Kapitän Selcuk Inan in der 89. Minute zum spielentscheidenden 2:1 verwandelte, war die Stimmung auf dem Feld und auf den Rängen auf dem Siedepunkt.
Da hatte auch Salih Dursun genug. Während seine Mitspieler als „Rudel“ um den Schiedsrichter herum standen und protestierten, duckte sich der Rechtsverteidiger zwischen seinen Kollegen durch, riss Bitnel die Rote Karte aus der Hand, hob sie auf - und zeigte sie dem Schiedsrichter. Die Folge: Auch Salih sah Rot. Schon zuvor hatte der Unparteiische drei Platzverweise gegen den Schwarzmeerklub ausgesprochen. Salih begründete seine Aktion damit, dass Bitnel parteiisch gewesen sei: „Gegen zwölf Mann spielen zu müssen, war eine Ungerechtigkeit. Ich habe die Karte gezeigt, damit der Gegner nur noch zu elft ist.“
Vor allem wegen Salihs Aktion ist die Begegnung in der Türkei nun in aller Munde. Manche sprechen ihr gar historische Bedeutung zu. „Salih Dursun hat heute dem türkischen Fußball die Rote Karte gezeigt“, erklärte Trabzons Vereinspräsident Muharrem Usta. „Der Fußball in diesem Land muss sich ändern. Ab morgen wird alles anders sein.“ Auf der Homepage des Vereins wird man jetzt mit einer Aufnahme der Szene begrüßt - betitelt mit „Schwarzer Abend für den türkischen Fußball“.
Doch nicht nur in Trabzon ist der Ärger über die Entscheidungen Bitnels groß. Von der Presse hagelt es Kritik, zudem zeigen sich andere anatolische Vereine solidarisch mit Trabzon, da sie sich ebenso von Schiedsrichtern in Partien gegen die großen Klubs aus Istanbul benachteiligt fühlen. „Salih Dursun ist jetzt nicht nur für Trabzonspor, sondern für ganz Anatolien ein Symbol und einer von uns“, ließ Bursaspor via Twitter verlauten.
Einige Trabzonspor-Fans ließen ihren Ärger am Fußballverband TFF aus und protestierten in der Nacht vor dessen Bürogebäude in Trabzon. Auf Fernsehbildern der Nachrichtenagentur DHA waren an die Wände gesprühte Slogans und eingeschlagene Fenster zu sehen. Welche Strafen dem Verein und Salih Dursun nun drohen, ist ungewiss. Vom TFF gab es noch keine Stellungnahme zum Spiel.