Schweinsteiger, Trapp, Beck und Co.: Erfahrung Ausland
Frankfurt/Main (dpa) - Andreas Beck lernt „jeden Tag etwas Neues aus den unterschiedlichsten Bereichen dazu“. Das sei einer der Gründe gewesen, weshalb er von 1899 Hoffenheim zu Besiktas Istanbul gewechselt ist.
„Und bisher habe ich das noch keine Sekunde bereut.“
Der Ex-Nationalspieler gehört zu den fast 50 Bundesliga-Profis, die im Sommer ins Ausland gegangen sind. Eine neue sportliche Herausforderung, eine andere Sprache und Stadt - und oft auch ein höheres Gehalt: Weltmeister Bastian Schweinsteiger, Torhüter Kevin Trapp, Abwehrspieler Antonio Rüdiger, Dortmunds Fan-Liebling Kevin Großkreutz und Beck haben bei ihrem Wagnis unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Schweinsteigers spektakulärer Abflug in die Premier League zu Manchester United für geschätzte 18 bis 20 Millionen Ablöse hatte damals für die größten Schlagzeilen gesorgt. Nach 17 Jahren in München wollte das Vereinsidol „einfach diese neue Erfahrung machen. Es ist eine Erfahrung, die ihm in seinem Leben gut tun wird“, erklärte damals Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.
Bei den „Red Devils“ hatte Schweinsteiger zu kämpfen, zumal ManUnited in der Champions League vorzeitig ausschied. Dennoch zieht der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft eine positive Zwischenbilanz. „Meine Leistungen in Manchester waren bislang wirklich in Ordnung. Im November etwa lief es richtig gut“, sagte er in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Dass sich zuletzt selbst Trainer Louis van Gaal öffentlich leicht abfällig über ihn geäußert hatte, will der 31-Jährige nicht überbewerten: „Für mich ist immer wichtig, was mir persönlich gesagt wird.“ Im Old Trafford sei er kein einziges Mal ausgepfiffen worden.
Bei Paris St. German hat sich der Ex-Frankfurter Trapp einige Patzer geleistet, dennoch ist er die Nummer 1 im Team von Superstar Zlatan Ibrahimovic. Er gehörte zuletzt auch zum Kader der DFB-Auswahl - ausgerechnet bei jenem Spiel in Paris, das von den Terroranschlägen überschattet wurde. „Eine großartige Stadt, ein wunderbarer Club“, schwärmt der Keeper, für den der Wechsel ein steiler Aufstieg bedeutete. Bei PSG, wo er einen Vertrag bis 2020 unterschrieben hat, sei alles „zwei, drei Nummern größer“.
Das große Los hat Christian Fuchs gezogen, dessen Transfer zu Leicester City eher unbemerkt über die Bühne ging: Der Außenseiter führt die Tabelle in England an. Der 29-jährige Österreicher spielte zuvor bei Schalke 04, Mainz 05 und beim VfL Bochum, jetzt schwärmt er vom „extrem schnellen und effektiven Konterfußball“ bei seinem neuen Club. Bei den Leicester-Fans ist er bekannt als „The Foxes„. „Die meisten Leute wissen noch gar nicht, dass Fuchs das deutsche Wort für Fox ist. Sie sprechen meinen Namen eher wie Fucks aus. Auch lustig“, erzählte der Abwehrspieler im Magazin „Elf Freunde.“
Antonio Rüdiger hat nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart zu AS Rom ein durchwachsenes Halbjahr hinter sich. Wegen einer Knieverletzung musste der Nationalspieler in den ersten Wochen noch zuschauen, erkämpfte sich dann einen Stammplatz und überzeugte unter anderem in der Champions League gegen den FC Barcelona, wo er gegen Lionel Messi ran durfte: „Er ist tatsächlich der beste, gegen den ich je gespielt habe. Wenn er will, ist er kaum zu stoppen“, meinte Rüdiger in der „Bild“. Der 22-Jährige ist hellauf begeistert von Rom: Die Leute seien „komplett fußballverrückt“, das Wetter top, das Essen sowieso und taktisch sei die Mannschaft „auf allerhöchstem Niveau“.
Ebenso wie Andreas Beck in Istanbul hat Rüdiger noch mit dem Verkehr in seiner neuen Heimat zu kämpfen. Becks Navigationssystem spricht nur Türkisch, aber der frühere Hoffenheimer Kapitän und Mitspieler von Mario Gomez kommt damit längst zurecht. „Ich bin noch immer ganz begeistert von dieser unglaublichen Stadt, ich entdecke fast täglich etwas Neues“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Auch sportlich läuft es ja gut. Für mich, aber auch für die Mannschaft.“
Von Großkreutz hört man nach seinem Transfer zu Galatasaray Istanbul solch euphorische Töne gar nicht. Der Ex-Dortmunder kann wegen einer Wechselpanne erst im neuen Jahr in der Süper Lig spielen. Die Anfänge in der Türkei seien „verdammt schwer“ hatte er mal gestanden. Inzwischen hat der Weltmeister, der nur trainieren darf, Heimweh und drängt zurück nach Deutschland - auch eine Erfahrung.