Schwuler Fußballer Rogers schreibt US-Sportgeschichte
Los Angeles (dpa) - Robbie Rogers zeigte neben dem vierten Offiziellen sein breitestes Grinsen, und selbst nach der Einwechslung konnte der Fußballer nicht aufhören zu strahlen. Am Sonntagabend hat der 26-Jährige Geschichte geschrieben.
Als erster offen Homosexueller bestritt Rogers ein Spiel in einer der großen nordamerikanischen Sportligen. Beim 4:0-Erfolg von Los Angeles Galaxy über die Seattle Sounders in der Major League Soccer (MLS) kam er 13 Minuten vor Ende in die Partie. „Die Nummer 14, Rrrrobbbie Rrrrogers!“, brüllte der Stadionsprecher, als dieser für Juninho eingewechselt wurde. 24 811 Fans auf den Rängen jubelten.
„Ich verstehe schon, glaube ich, dass das historisch eine große Sache ist“, sagte Rogers im Anschluss an sein MLS-Comeback nach einem erfolglosen Jahr in der zweiten und dritten englischen Liga sowie dem Outing im Februar. „Aber für mich war es nur ein Fußballspiel.“
Eigentlich hatte Rogers nach seinem öffentlichen Bekenntnis die aktive Karriere für beendet erklärt. Dann aber vermisste er das Kicken doch zu sehr, und fragte Coach Bruce Arena, ob er bei Galaxy mittrainieren könne. Nach einigen Wochen nahmen die Kalifornier den Mittelfeldspieler dann am Wochenende unter Vertrag - sein erster Einsatz im L.A.-Trikot ließ nur Stunden auf sich warten.
An „business as usual“ war dann aber doch nicht zu denken, wie Rogers erzählte. Schon Stunden vor Anpfiff begannen die Nerven zu flattern, auf dem Weg zum Stadion rief er aus dem Auto seine Schwester an. „Ich musste einfach eine Stimme hören. Wir haben über meinen Hund gequatscht, einfach um mich ein bisschen abzulenken.“
Rogers war sich im Klaren, dass sein Einsatz etwas Besonderes wird. „Ich bin ja nicht naiv, ich wusste, dass Leute zuschauen“. Mit seinem Outing hatte der Sportler in den USA für viel Aufsehen gesorgt und zugleich viel Zuspruch und Glückwünsche erhalten. Rogers war dabei in gewisser Weise auch Wegbereiter für Basketballer Jason Collins, der sich als erster aktiver Profi einer der vier großen Nordamerika-Ligen NBA, NFL, NHL und MLB zur Homosexualität bekannte.
Sportlich hat Rogers freilich noch Nachholbedarf, sein Wunsch nach einem Auftritt bei der WM 2014 in Brasilien ist durchaus forsch. „In vielerlei Hinsicht hat er den einfachen Part hinter sich“, sagte Coach Arena und warnte: „Schwierig wird, ihn ins Spiel zu integrieren. Unsere Erwartungen an Robbie in der nahen Zukunft sind sehr groß. Hoffentlich wird er wieder so, wie wir uns das vorstellen.“