Klose feiert mit Lazio Pokalsieg - Jubel und Randale
Rom (dpa) - Erst reckten Miroslav Klose und seine Teamkollegen im Olympiastadion die „Coppa Italia“ in den Himmel, dann ließen sie sich im offenen Bus von Zehntausenden Lazio-Fans in Rom bejubeln.
Die „Piazza del Popolo“ versank in einem hellblauen Fahnenmeer, in den Brunnen badeten Tifosi, auf dem Doppeldecker-Bus ließen Klose & Co. den Cup kreisen. Während die Lazio-Fans den sechsten Pokalsieg und den Einzug in die Europa League feierten, bewarfen frustrierte Roma-Fans den Bus ihrer Mannschaft mit Steinen und Flaschen.
Einige hundert kriminelle Ultras ruinierten das römische Fußballfest und blamierten den „Calcio Italiano“ wieder einmal vor der Welt. Von neun Festnahmen berichtete die Polizei.
Einen Tag nach dem grandiosen Champions-League-Finale in London wirkte das Pokalderby in Rom wie ein abschreckendes Kontrastprogramm eines kranken Fußballs. In Wembley begingen Bayern München und Borussia Dortmund im Kampf um die wertvollste Fußball-Trophäe der Welt laut UEFA-Statistik gerade mal 18 Fouls und boten einen modernen, mitreißenden Fußball. In Rom traten sich die beiden schwerfälligen Kontrahenten 48 Mal in die Knochen. Schiedsrichter Daniele Orsato musste in dem hitzigen und harten Derby acht Gelbe und eine Rote Karte zücken.
Sogar der stets faire Klose ließ sich zu einer überharten Attacke hinreißen, für die er zurecht verwarnt wurde. Vor dem Tor ging der deutsche Nationalstürmer diesmal leer aus. Senad Lulic machte das goldene Tor in der 77. Minute. Klose gehörte dennoch wieder zu Lazios stärksten Spielern. Nach seinem ersten Titel in Italien war der mit 16 Treffern beste Torjäger des Clubs überglücklich: „Mit nichts anderem“ sei dieser Erfolg vergleichbar, sagte Klose und betonte: „Wir haben Lazio-Geschichte geschrieben.“
Mit dem Cupsieg und der Europa-League-Qualifikation hat Kloses Team nach dem enttäuschenden siebten Platz in der Liga die Saison noch gerettet. „Wenn Du am Ende etwas hochhalten kannst, zählt der Rest nicht mehr“, zog der zufriedene Klose ein positives Fazit. Genauso glücklich wie der 34-Jährige war Trainer Vladimir Petkovic, der den „größten Erfolg“ seiner Karriere feierte. „Jetzt werde ich Lazio weiter verstärken“, kündigte Club-Präsident Claudio Lotito an.
Während die Laziali feierten, schlichen die Roma-Spieler enttäuscht vom Platz. Superstar Francesco Totti kämpfte mit den Tränen und nahm sofort wieder die umgehängte Medaille vom Hals. Als Sechster der Serie A hat der AS Rom den Sprung in den internationalen Fußball verpasst. Der Club steht vor einem schwierigen Neuanfang. Ob Trainer Aurelio Andreazzoli ihn einleitet, ist fraglich. Neben Noch-Milan-Coach Massimiliano Allegri werden bereits Marcelo Bielsa und Frank Rijkaard als Nachfolger gehandelt.
Club-Präsident James Pallotta versuchte die Verlierer aufzubauen: „Wir werden bald etwas gewinnen“, versprach der Amerikaner, der sich nicht nur um den Neuaufbau kümmern, sondern seinen Club auch von kriminellen Ultras befreien muss. Die eigenen Fans hatten dem Team mit „Cupsieg oder Tod“-Spruchbändern gedroht. Vor dem Finale hatte es auch noch telefonische Morddrohungen gegen Lazio-Spieler gegeben. Anstatt die Niederlage zu akzeptieren, griffen Roma-Ultras in der Nacht zum Montag dann ihr eigenes Team an, beschädigten am Kolosseum Autos und gerieten immer wieder mit der Polizei aneinander.