Sechs Verletzte bei Fußball-Krawallen in Zürich
Zürich (dpa) - Der Schweizer Fußball ist von schweren Ausschreitungen erschüttert worden. Erstmals wurde mit dem Zürcher Stadtderby ein Spiel der Super League nach wüsten Zuschauerkrawallen abgebrochen.
Wie die Polizei mitteilte, wurden vier Randalierer vorläufig festgenommen.
Ein 28-Jähriger wurde wegen Körperverletzung bei der Staatsanwaltschaft Zürich angezeigt. Sechs Menschen wurden verletzt. Das Stadtduell zwischen dem Grashoppers Club und dem FC Zürich war nach 77 Minuten wegen der Krawalle von Schiedsrichter Sascha Kever abgebrochen worden. Die Grashoppers führten zu diesem Zeitpunkt mit 2:1. Die Zeitung „Blick“ schrieb von einem „Schwarzen Sonntag“ für den Fußball in Zürich, Beobachter sprachen von „wüsten Szenen“ im Stadion.
„Wir waren auf diesen Fall vorbereitet. Leider mussten wir vorbereitet sein. Wir glauben aber auch zu wissen, dass die ganz große Mehrheit der Fans in den Kurven dieses Verhalten nicht toleriert. Wir erwarten hier auch eine entsprechende Distanzierung“, sagte Alex Miescher, der Generalsekretär des Schweizer Fußball-Verbandes (SFV).
Nach Augenzeugenberichten hatten GC-Fans in ihrem Sektor vermummt und zur Provokation der gegnerischen Fans FCZ-Fahnen verbrannt. Darauf stürmten FCZ-Fans von der Südkurve durch die neutrale Osttribüne und warfen Feuerwerkskörper. Danach sei es zu wüsten Schlägereien gekommen.
Schiedsrichter Kever unterbrach die Partie, da er der Meinung war, die Sicherheit sei nicht mehr gewährleistet. Er schickte die Spieler in die Kabinen. Nach fünf Minuten entschied er nach Rücksprache mit den Trainern der beiden Mannschaften, das Spiel abzubrechen. Die Polizei bekam nach eigenen Angaben weitere drohende Ausschreitungen am Abend in Zürich in den Griff und konnte Schlimmeres verhindern.
Die Clubleitungen zeigten sich nach dem Spiel ratlos. „Ich bin sprachlos“, sagte GC-Präsident Roland Leutwiler dem Schweizer Fernsehen. Solche wüsten Szenen machten ihn traurig. „Das hat der Schweizer Fußball nicht verdient.“ FCZ-Sportchef Fredy Bickel musste „an die Familien im Stadion“ denken. Er frage sich auch, was solche Ausschreitungen alles zerstören könnten: „Im Zürcher und im Schweizer Fußball.“ Augenzeugen berichteten von weinenden Kindern und verschreckten Eltern.
Ungeachtet von Bedenken von Datenschützern schloss die Polizei am Montag auch Internetfahndungen mit Hilfe der zahlreichen Videoaufzeichnungen nicht aus. „Wenn die Bilder gut und die Leute darauf erkennbar sind, kann das Material in die Ermittlungen einbezogen werden.“ Internetfahndung sei jedoch das letzte Mittel, sagte ein Polizeisprecher.