Seelen-Massage: Sieg durch Neymar beim Dunga-Einstand
Miami (dpa) - Der Anfang ist gemacht: Brasiliens Fußballer haben wieder einen Grund zum Jubeln. Der Fußball-Rekordweltmeister feierte beim ersten Spiel von Trainer-Rückkehrer Carlos Dunga einen 1:0 (0:0)-Sieg in der Wiederauflage des WM-Viertelfinales gegen Kolumbien.
Das umjubelte Tor in Miami erzielte Superstar Neymar - es war das erste Länderspiel des 22-Jährigen seit seinem Wirbelbruch im K.o.-Duell mit den Kolumbianern. „Der neue Zyklus der Seleção beginnt mit demselben Helden: Neymar“, schrieb sogar der Weltverband FIFA.
Selbst wenn die Demütigungen bei der WM durch das 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland und das 0:3 im kleinen Finale gegen die Niederlande noch nicht überwunden sind: Die Seelen-Massage kam zur rechten Zeit. „Verlieren ist keine Option. Und deswegen ist es auch gut, dass wir gewonnen haben“, sagte Neymar, der wie seine Mitspieler endlich wieder lächeln konnte im berühmten gelben Dress der Brasilianer.
In der 83. Minute zwirbelte der Profi des FC Barcelona einen Freistoß mit seinem rechten Fuß ins Tor der Kolumbianer. Bis dahin hatte Neymar allerdings auch schon wieder leiden müssen. Nach gut zehn Minuten wälzte sich der Ausnahmefußballer mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen des Sun Life Stadions von Miami.
Nach einer erneuten Attacke gegen Neymar in der zweiten Halbzeit sah Kolumbiens Juan Guillermo Cuadrado die Gelb-Rote Karte (48.). „Ich dachte mir schon, dass es ein hartes Match werden würde“, sagte Brasiliens Oscar nach der Partie gegen den Nachbarn, bei dem Manchester Uniteds Neuzugang Radamel Falcao nach seinem Kreuzbandriss im Januar sein Nationalmannschafts-Comeback gab. (Er wurde in der 75. Minute eingewechselt für WM-Torschützenkönig James Rodríguez). Insgesamt zeigte der kanadische Schiedsrichter Dave Gantar acht Gelbe Karten.
Dabei hatten sich Neymar und Camilo Zuñiga vor dem Anpfiff noch demonstrativ umarmt - der Kolumbianer war dem Brasilianer beim WM-K.o.-Spiel in den Rücken gesprungen. Neymar hatte sich dabei den Wirbelbruch zugezogen und den Gastgebern in den beiden Partien gegen die DFB-Mannschaft und die Holländer gefehlt.
„Die Mannschaft besteht nicht aus einem, sondern aus allen Spielern“, betonte Neymar nun aber noch einmal nach dem gelungen Auftakt in eine neue Ära unter dem neuen alten Trainer Dunga. „Er ist ein großartiger Trainer, er hat gleich gezeigt, dass er das Team gut lenken kann“, betonte Neymar. Sie seien sich sehr ähnlich: „Er will auch immer gewinnen.“
Dunga, der in seiner Spielerkarriere als Defensivspezialist durchaus sehr von Neymar unterschied, soll als Nachfolger von Luiz Felipe Scolari die Sehnsucht nach dem sechsten WM-Titel stillen. 1994 hatte er selbst noch als Kapitän der Seleção den WM-Pokal entgegengenommen. Bei der WM 2010 war er als Trainer der Nationalmannschaft in Südafrika gescheitert. 2018 soll es nun in Russland klappen - da tat der Sieg zum Auftakt der neuen Ära und nach der Schmach bei der Heim-WM mehr als gut.