Siege für die Heimat: Mali-Kicker trösten Landsleute
Durban (dpa) - Kaum hatten die Fußballer des Mali den Einzug ins Viertelfinale des Afrika-Cups geschafft, waren sie mit ihren Gedanken auch schon wieder bei ihren Landsleuten in der krisengeschüttelten Heimat.
„Es motiviert uns zusätzlich, den Leuten in der Heimat eine Freude zu bereiten. Denn kleine Glücksmomente sind für ein Land in dieser schwierigen Phase unbezahlbar. Wir wollen den Fußball als Mittel zur Wiederherstellung des Friedens in Mali nutzen und das geht nur, wenn wir unsere Spiele gewinnen“, sagte Kapitän Seydou Keita nach dem 1:1 gegen die Demokratische Republik Kongo, womit das Team als Gruppenzweiter das Weiterkommen sicherstellte.
„Was in Mali passiert ist viel wichtiger als ein Fußballspiel“, ergänzte Keita. „Die Leute im Süden werden nicht feiern gehen, wenn sie wissen, dass der Norden unter Beschuss ist. Wenn ein Krieg in der Nähe deiner Heimat tobt, macht dir das Angst. Wir haben alle Mütter, Brüder und Schwestern dort.“
So ist es der schwierige Spagat, den die Mannschaft des französischen Trainers Patrice Carteron derzeit zu vollziehen hat. Zur gleichen Zeit 6280 Kilometer entfernt in Timbuktu, dem kulturellen Zentrum Malis, hatten französische und malische Regierungstruppen die Stadt von islamistischen Rebellen befreit. Frankreich, ehemaliger Kolonialherr des achtgrößten afrikanischen Landes, hatte sich Mitte Januar in den Konflikt eingeschaltet.
Im Laufe des vergangenen Jahres hatten islamistische Kräfte eine Reihe malischer Dörfer und Städte eingenommen. Ohne die französische Unterstützung wäre die malische Regierung nicht in der Lage gewesen, den Vormarsch der Islamisten zu stoppen. Auch an den Spielern ist das nicht spurlos vorbeigegangen. „Wir sind sehr betroffen, von dem was in Mali passiert. Das macht das Leben für die Menschen dort sehr schwierig und kompliziert“, sagte Keita, der bis zum Sommer noch beim FC Barcelona gespielt hatte.
Trotzdem hatte die malische Auswahl als eines von wenigen Teams die Vorbereitung auf den Afrika-Cup in der Heimat absolviert. „Wir waren für fünf Tage in Bamako und tausende Leute kamen jeden Tag zu unseren Trainingseinheiten. Ich wollte ihnen etwas Positives vermitteln, und wir waren froh, dass sie motiviert waren“, sagte Carteron.
Die Trainingseinheiten seien jedoch nicht durch den Konflikt beeinträchtigt bewesen, obwohl die Spieler ständig mit Familienangehörigen und Freunden in Kontakt gestanden hätten. „Die Spieler haben eine positive Einstellung. Natürlich telefonieren sie jeden Tag mit ihren Familien, aber jetzt wollen sie einfach nur Fußball spielen und ihrem Land eine Freude bereiten“, ergänzte der Coach. Und das mit Erfolg: Mit vier Punkten qualifizierten sich die Adler nach ordentlichen Leistungen für das Viertelfinale, in dem am Samstag Gastgeber Südafrika der Gegner heißt.
Auch wenn es schwer fällt, versucht Carteron den Fokus weiter auf den Sport zu richten. „Natürlich merken wir, dass wir vielen Leuten eine große Freude bereiten würden, aber es ist unser Job, sich allein auf den Fußball zu konzentrieren“, sagte er. Bislang gelingt das prächtig.