Spaniens Liga droht Streikchaos - Machtkampf um TV-Gelder
Madrid (dpa) - Ein Spielerstreik droht den spanischen Fußball zum Saisonfinale in ein beispielloses Chaos zu stürzen.
Die Gewerkschaft der Profi-Fußballer (AFE) will den Spielbetrieb in der 1. und 2. Liga nach diesem Wochenende - also zwei Spieltage vor Saisonschluss in der Primera División - zum Stillstand bringen. Stars wie Iker Casillas, Sergio Ramos (Real Madrid), Andrés Iniesta, Gerard Piqué, Xavi (FC Barcelona) oder Juanfran (Atlético Madrid) unterstützten den Streikaufruf und stärkten dem AFE-Chef Luis Rubiales mit ihrer Präsenz demonstrativ den Rücken.
Der unbefristete Ausstand richtet sich gegen die Verordnung der spanischen Regierung, wonach die TV-Rechte für die Übertragung von Ligaspielen künftig nicht mehr von den einzelnen Clubs, sondern zentral von der Profi-Liga (LFP) vermarktet werden. Die Profis fühlen sich bei der Verabschiedung der Regelung übergangen. Sie hätten den Inhalt erst im Nachhinein aus der Zeitung erfahren, beklagten sie. Ihre Gewerkschaft verlangt unter anderem, dass ein Anteil von 1,0 bis 1,5 Prozent der TV-Gelder direkt in einen Rentenfonds für Ligaspieler fließt.
„Mit dem Streik wollen wir unsere Rechte verteidigen“, betonte Rubiales. Der spanische Fußballverband (RFEF) unterstützt den unbefristeten Streikaufruf. Er will erreichen, dass der Ball auch in den Amateurligen ruht. Die Konsequenzen eines solchen Ausstandes sind nicht absehbar. Für die - durch einen Streik möglicherweise abgesagten - Ligaspiele der beiden letzten Spieltage gäbe es keine Nachholtermine. Das Sportblatt „Marca“ schlug Alarm mit der Schlagzeile: „Die Meisterschaft könnte schon an diesem Wochenende für beendet erklärt werden.“ Das spanische Recht ließe es zu, dass der 37. und 38. Spieltag nicht mehr ausgetragen würden, meinte Spaniens meistgelesene Zeitung am Freitag.
Die Regierung rief die Konfliktparteien auf, zu einem Konsens zu gelangen. Madrid habe die Regelung der TV-Rechte auf Bitten des Profi-Fußballs verabschiedet, sagte Vizeregierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría. Die Sportbehörde CSD wies die Vorwürfe der Gewerkschaft und des Verbandes zurück. „Der RFEF-Präsident Angel María Villar kann nicht behaupten, ignoriert worden zu sein“, betonte der CSD-Chef, Miguel Cardenal. „Villar reagierte nicht auf meine Schreiben, er kam nicht zu gemeinsamen Treffen und brüstete sich sogar damit, meine Anrufe unbeantwortet zu lassen.“
Hinter dem Streikaufruf verbirgt sich ein Machtkampf um die Aufteilung der TV-Gelder. In dem Konflikt stehen sich auf der einen Seite der Verband RFEF sowie die Gewerkschaft AFE und auf der anderen die Profi-Liga LFP und die der Regierung unterstellte Sportbehörde CSD gegenüber. „Der Gegenstand des Streits ist nicht so gravierend, dass es sich dafür lohnt, zwei Runden vor Ende der Meisterschaft und vor dem Pokalfinale (FC Barcelona gegen Athletic Bilbao) den gesamten Fußball zum Stillstand zu bringen“, meint der Chefredakteur des Sportblatts „As“, Alfredo Relaño.
Der Kolumnist José Sámano betonte in der Zeitung „El País“: „Wenn jemand Grund zu einem Streik hat, sind das die Fans. Sie sind die Kunden und werden bei Anstoßzeiten und Eintrittspreisen schlecht behandelt. Aber die Fußballbosse glauben, tun zu können, was sie wollen.“