Spanischer Fußballerstreik: Gespräche gescheitert
Madrid (dpa) - Fußballerstreik zum Saisonauftakt im Land des Weltmeisters: In der spanischen Liga wird am ersten Spieltag wahrscheinlich kein Ball rollen. Die Spielergewerkschaft AFE und die Profi-Liga LFP scheiterten dabei eine Einigung zu finden und den drohenden Streik noch abzuwenden.
„Es gibt noch bedeutende Differenzen“, sagte der LFP-Präsident José Luis Astiazarán. Beide Seiten vereinbarten, am Freitag zu einer neuen Verhandlungsrunde zusammenzukommen. Dann wäre aber nach übereinstimmenden Berichten der spanischen Medien selbst bei einer Einigung nicht mehr genügend Zeit, die Spiele am Wochenende noch auszutragen.
Der Ausstand droht den Ligabetrieb ins Chaos zu stürzen, weil bis zur Europameisterschaft 2012 kaum Termine frei sind, an denen ausgefallene Spieltage nachgeholt werden könnten.
Mit dem Streik will die Gewerkschaft dagegen protestieren, dass zahlreiche Vereine ihren Spielern die vereinbarten Gehälter schuldig bleiben. Die AFE hatte die Fußballer der 1. und 2. Liga für die ersten zwei Spieltage an den beiden kommenden Wochenenden zum Streik aufgerufen. „Unser Streikaufruf bleibt bestehen“, sagte der AFE-Manager Luis Gil. „Wir haben keine Annäherung erzielt.“
Der Streik wäre der fünfte in der jüngeren Geschichte des spanischen Profi-Fußballs. In der Zeit von 1979 bis 1984 hatte es vier Ausstände gegeben. Bei zwei dieser Streiks ließen die Clubs anstelle der Profis Jugendspieler antreten. Zuletzt gab es 2010 zwei Streikdrohungen, die aber noch rechtzeitig zurückgenommen wurden.
Der Hintergrund des jetzigen Streiks ist die miserable Finanzlage vieler Vereine. Die spanischen Proficlubs sind mit insgesamt rund vier Milliarden Euro verschuldet. Nach Angaben der Gewerkschaft blieben die Clubs allein in der vergangenen Saison 200 Spielern Gehaltszahlungen in Höhe von insgesamt 50 Millionen Euro schuldig.
Etwa die Hälfte der 42 Profivereine ist von der Pleite bedroht. Erstligaclubs wie Real Saragossa, Betis Sevilla, RCD Mallorca, der FC Málaga, UD Levante, Real Sociedad San Sebastián oder Sporting Gijón hatten sich für zahlungsunfähig erklärt. Sie machten sich damit eine Gesetzeslücke zunutze: Nach dem Konkursgesetz darf ein Verein, der sich in einem Gläubigerverfahren befindet, nicht - wie dies im Reglement eigentlich vorgesehen ist - zu einem Zwangsabstieg verurteilt werden.
Die Profiliga plant, einen Fonds zu schaffen für all jene Spieler, die von ihren Clubs nicht die vereinbarten Gehaltszahlungen erhalten. Die Gewerkschaft hält dieses Vorhaben für unzureichend. „Die vorgesehenen Gelder reichen nicht aus, die Schulden bei den Profis zu begleichen“, hatte der AFE-Präsident Luis Rubiales in seinem Streikaufruf betont. „Uns Fußballern geht es nicht darum, mehr Geld zu bekommen. Wir verlangen nur, dass die Verträge eingehalten werden.“
Der Streikaufruf war auch von mehreren Akteuren aus dem Weltmeister-Team unterstützt worden, darunter Iker Casillas, Xabi Alonso (beide Real Madrid) und Carles Puyol (FC Barcelona). Die Spielergewerkschaft will so lange streiken, bis ein neues Tarifabkommen unterzeichnet ist. Sie tritt dafür ein, dass in Spanien eine Regelung wie in Deutschland, England oder den Niederlanden eingeführt wird, wo finanzschwache Clubs keine Lizenzen erhalten.