Speedy Gonzales mit deutschen Wurzeln: Damm will Copa

Monterrey (dpa) - Wenn Jürgen Damm auf dem Spielfeld den Turbo zündet, können ihm seine Gegner oft nur staunend hinterherschauen. Bis zu 35,23 Kilometer pro Stunde soll der Rechtsaußen von den Tigres UANL aus Monterrey mit dem Ball am Fuß schnell sein.

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Wie mehrere Medien in aller Welt berichteten, sei nur Weltklassespieler Gareth Bale (36,9 km/h) von Real Madrid laut einer Studie aus Mexiko schneller als der Flügelflitzer mit deutschen Wurzeln. Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Wayne Rooney - sie alle lässt der relativ unbekannte Mexikaner stehen.

„Natürlich macht mich das stolz und glücklich. Zu wissen, dass ich zu den schnellsten Spielern der Welt gehöre, nimmt mich auch in die Pflicht, den Unterschied zu machen“, sagte er kürzlich in einem Interview.

Am Mittwoch steht der 22-Jährige im Finale der Copa Libertadores. Die Tigres spielen in Buenos Aires gegen River Plate um den Pokal. Damm könnte wie im Vorjahr der deutschstämmige Argentinier Wálter Kannemann mit dem Papst-Club San Lorenzo die südamerikanische Clubmeisterschaft gewinnen. Sein Deutsch ist zwar etwas holprig. Für ein „Mein Name ist Jürgen Damm“, reicht es im Interview mit dem Fernsehsender TDN aber.

Sein Großvater stammt aus Berlin, doch Damms Herz schlägt für Mexiko. Joachim Löw kann sich einen Anruf offenbar sparen, obwohl ein Einsatz im DFB-Trikot noch möglich wäre. „Es ist immer mein größter Traum gewesen, seitdem ich ein Kind war, eines Tages das Nationaltrikot meines Landes zu tragen“, sagte er TDN. Einmal stand er schon für die mexikanische Nationalmannschaft auf dem Platz - im März bei einem Freundschaftsspiel gegen Ecuador. An Mexiko gebunden wäre er erst mit einem Pflichtspieleinsatz.

Bei aller Heimatliebe schließt Damm einen Club-Wechsel nach Deutschland nicht aus. „Natürlich kann ich mir das vorstellen. Ich würde mich wahnsinnig freuen, eines Tages in Europa und vor allem in der Bundesliga zu spielen. Die Liga gehört zu einer der besten der Welt.“

In Mexiko gilt Damm als großes Talent, aber noch nicht als Leistungsträger. Das zeigte sich auch im Hinspiel des Finales beim 0:0 in der vergangenen Woche, als er frei stehend eine Großchance vergab. Statt direkt zu schießen, versuchte er den Torwart auszudribbeln.

Sein neuer Club hält trotzdem viel von ihm. Umgerechnet rund 8,8 Millionen Euro Ablöse zahlten die Tigres Anfang Juni an seinen vorigen Verein CF Pachuca. Mehr gab in Mexiko bislang kein Verein für einen einheimischen Spieler aus. Damit sollen sie sogar den AS Rom ausgestochen haben, der angeblich auch interessiert war. Manchester United lud den Mexikaner einmal zum Probetraining ein. „Ich entwickele mich in allen Bereichen noch weiter“, sagte er kurz nach seiner Verpflichtung bei den Tigres.

Für einen Profispieler fand Damm sehr spät zum Fußball. Weil sein Vater großen Wert auf eine fundierte Schulausbildung legte, durfte er erst mit 17 Jahren in einen Fußballverein eintreten. Er spielte für die U19-Mannschaften von Deportivo Guadalajara und Atlas Guadalajara, wechselte zum Zweitligaverein Estudiantes Tecos und wurde dann schließlich vom CF Pachuca in der ersten mexikanischen Liga verpflichtet.

Zwischenzeitlich geriet seine noch junge Karriere ins Stocken: Als er Absagen von mehreren Proficlubs erhielt, dachte er ans Aufgeben. „Ich dachte es sei besser, mich dem Studium zu widmen und meine Ausbildung in Betriebswirtschaft zu beenden“, sagte er der Zeitung „Excélsior“. „Es war meine Mutter, die immer darauf bestand, dass ich den Fußball nicht aufgebe. Sie hat nicht zugelassen, dass ich das alles hinter mir lasse.“ Mit dem Vertrauen in die Fähigkeiten ihres Sohnes sollte sie recht behalten: Jetzt greift Jürgen Damm mit den Tigres nach dem Titel in der südamerikanischen Variante der Champions League. „Ich fange gerade erst an“, verspricht er.