„Spice-Boy“ Beckham bringt Frankreich zum Kochen

Paris (dpa) - Der schwedische Fußball-Superstar Zlatan Ibrahimovic hat allen Grund, neidisch zu sein. Sein neuer Team-Kollege bei Paris Saint-Germain, Poster-Boy David Beckham, hat alles in seinen Bann gezogen und sogar das „Ibra“-Fieber in Frankreich abklingen lassen.

Im Club-Laden an den Champs-Elysées waren schon wenige Stunden nach Bekanntgabe des Deals fast nur Beckham-Trikots zu sehen. Nicht nur die weiblichen Fans von Frauenschwarm „Becks“ und die PSG-Anhänger jubeln. Sogar die Konkurrenz ist aus dem Häuschen: „Nein, im Ernst, David Beckham!!! Uauu, toll. Dank an PSG für die Möglichkeit, gegen diese Stars zu spielen“, twitterte Stade Rennes-Profi Romain Danzé.

Auch Politiker reiben sich die Hände. Bürgermeister Bertrand Delanoë ist davon überzeugt, dass Beckham auch mit 37 Jahren sogar einer Stadt wie Paris, weltweit Touristenmagnet Nummer eins, einen zusätzlichen Kick geben wird. Das sei „eine sehr schöne Nachricht für die Dynamik und die Wirtschaft der Stadt“, sagte er dem Radiosender „Europe 1“. Das Thema Beckham/PSG wurde auf Twitter mit über 150 000 Nennungen in weniger als 24 Stunden schnell zum Trending Topic. Vor der Klinik Pitié Salpêtrière, wo der Mittelfeldspieler die ärztliche Untersuchung absolviert hatte, rief eine Krankenschwester vor laufenden Kameras sichtlich bewegt: „Super, ich bin so froh, super!“.

Die Fußballszene in Frankreich hofft unterdessen, dass viel vom Glanz und Glamour Beckhams auf die kränkelnde Ligue 1 abfärbt. Die meisten Clubs sind in Finanznot, die sportlichen Erfolge sind mit nur noch zwei Teams in den europäischen Wettbewerben (PSG im Achtelfinale der Champions League und Olympique Lyon unter den letzten 32 der Europa League) äußerst mager. Mit der Bundesliga, der Primera División oder der Premier League kann die französische Meisterschaft auch in Sachen Attraktivität immer weniger mithalten. Das wird sich nun zumindest etwas ändern, ist Frédéric Thiriez, Präsident der Profiliga LFP überzeugt: „Beckham wird eine enorme Begeisterung auslösen (...) die ganze Welt wird das verfolgen wollen“, sagte er.

Thiriez steht mit seiner Meinung und seinen Hoffnungen nicht allein da. „Beckham ist eine Weltmarke“, stellte die Zeitung „Le Monde“ fest. Das Sportblatt „L'Équipe“ schrieb, der spektakuläre Neuzugang von Ligue-Tabellenführer PSG, der zusammen mit seiner schillernden Ehefrau Victoria als eine der global erfolgreichsten Werbefiguren gilt, werde die gesamte Ligue 1 „ins Scheinwerferlicht rücken“. Vom „Eintritt in eine ganz andere Dimension“ schreibt „Le Parisien“. Nicht auszudenken, was an der Seine los sein wird, sollte PSG nach 1986 und 1994 endlich den dritten Liga-Titel holen oder gar in Europa Erfolge feiern.

Das Spieler dafür sind da. Die Ölscheichs aus Katar, seit 2011 in der PSG-Chefetage, haben 250 Millionen Euro für Verstärkungen wie „Ibra“, die Brasilianer Thiago Silva und Lucas Moura oder Argentiniens Ezequiel Lavezzi ausgegeben. Dass Beckham im „Grande-Luxe-Team“ Platz hat, bezweifeln einige. Der Ex-Profi von Manchester United und Real Madrid beteuert zwar, er fühle sich „wie 21“. Aber die letzten fünf Jahre hat er bis auf 18 Spiele für Milan in der anspruchslosen US-Liga für LA Galaxy gekickt.

Zuletzt hielt er sich bei Arsenal in London fit, wo Coach Arsene Wenger nun spaßt: „Das zeigt, wie effektiv unser Training ist. Er trainierte hier kurz und schon kauft ihn PSG!“ Ernster ist die Analyse von Daniel Sanchez, Trainer von Konkurrent FC Valenciennes: „Ich sehe nicht, wo Beckham bei PSG spielen soll. Das ist hier nicht wie in den USA, wo ein Freistoß reicht.“

Sein Debüt wird Beckham, der nur einen Vertrag bis Juni unterzeichnete, erst am 24. Februar im Prinzenpark im Topspiel gegen Olympique Marseille feiern, glaubt „L'Équipe“. Wohl ein „letzter Tango in Paris“ in der Karriere des Ex-Kapitäns des englischen Nationalteams, meint in London „The Times“. Aber Beckham kontert: „Ich weiß nicht, ob das mein letzter Vertrag ist. Fühle mich gut, am Saisonende sehen wir weiter. Aber Fußball ist meine Leidenschaft.“