„Spice-Boy“ nach Paris: Beckham eilt zur Rettung
Paris (dpa) - Fußball-Ikone David Beckham eilt zur Rettung der kränkelnden französischen Liga. Der bereits 37 Jahre alte Sonnyboy heuerte überraschend bei Tabellenführer Paris Saint-Germain an.
Wenige Stunden vor Ende des Wintertransfermarkts unterschrieb der ehemalige Kapitän des englischen Nationalteams inmitten eines riesigen Medienrummels einen Vertrag über fünf Monate. „Ich bin begeistert, dieser Club wird in den nächsten 10, 15, 20 Jahren viel Erfolg haben, es ist eine Ehre, bei diesem Projekt mitzumachen“, sagte Beckham bei seiner Präsentation im Pariser Prinzenpark-Stadion.
An der Seine wird der 115-fache englische Nationalspieler, der sich im November nach fünf Jahren von Los Angeles Galaxy mit dem Gewinn der Meisterschaft in der Major League Soccer verabschiedet hatte, unter anderem an der Seite des schwedischen Stürmerstars Zlatan Ibrahimovic auf Torejagd gehen. Seit ihrem Einstieg im Verein kauften die Ölscheichs aus Katar mit 250 Millionen Euro ein Starensemble mit Profis wie die Brasilianer Thiago Silva und Lucas Moura und den Argentinier Ezequiel Lavezzi zusammen.
Die finanziellen Einzelheiten des spektakulären Deals wurden vorerst nicht bekannt. Eines aber verriet der Routinier: Er werde sein Gehalt komplett an Kinderhilfsprojekte spenden. „Das ist ziemlich einzigartig“, meinte der generöse Fußballer dazu.
Vor einem Jahr, als der Superstar den bereits sicher geglaubten Umzug an die Seine in letzter Sekunde hatte platzen lassen, wollte man ihm das Engagement mit 800 000 Euro pro Monat versüßen - dem höchsten jemals in der Ligue 1 bezahlten Salär. Vor dem Hintergrund der Euro-Krise war damals auch in der Politik Kritik laut geworden.
Die PSG-Fans hoffen nun, dass Beckham mit Klasse-Pässen und Erfahrung die Qualität des Teams weiter steigert. Schließlich soll nach 1986 und 1994 endlich der dritte Liga-Titel her. Und auch in der Champions League, wo die Pariser im Achtelfinale auf den FC Valencia treffen, will man weit kommen. „Ich bin fit wie mit 21, hatte noch nie so viele Angebote wie jetzt“, versicherte der Neuzugang.
Frankreichs Medien sind skeptisch: „Es gibt Zweifel“, schrieb die Zeitung „Le Figaro“. Und in einer Onlineumfrage von „Le Parisien“ meinten knapp 60 Prozent, das Kommen des Engländers sei „nicht gut“.
Tore und Pässe sind natürlich willkommen, aber Beckham hat eine andere, nicht minder wichtige Aufgabe. Er soll mit dem Glanz und Glamour eines Pop-Stars der unter Finanznöten, Zuschauerschwund und sportlichen Misserfolgen leidenden Ligue wieder auf die Beine helfen.
Mit Beckham soll alles anders werden. „Für die Medien-Exposition der Ligue 1 ist das ein sehr gute Sache“, weiß Nationalcoach Didier Deschamps. Zum sportlichen Aspekt äußerte er sich nicht. Aber Beckham sei ein Spieler, „dessen Persönlichkeit über den Fußball hinausgeht“ und der Liga im Ausland mehr Glanz verleihen werde, sagte Deschamps.
Das zeigte sich umgehend: Sofort nach der Ankunft des Sonnyboys im Privatjet brach an der Seine ein großes Tohuwabohu aus. Paparazzi lauerten Beckham am frühen Nachmittag vor dem Krankenhaus Pitié Salpêtrière auf, wo der Mittelfeldspieler die medizinische Untersuchung absolvierte. Vor der PSG-Boutique an den Champs-Elysées tuschelten Mädchen und Verkäufer aufgeregt. Wann kommen Ehefrau Victoria „Spice Girl“ und die vier Kinder? Die Antwort: Gar nicht! Paris sei wunderbar, „aber die Familie bleibt in London, dort gehen die Kinder zur Schule“, sagte Beckham.
Zuletzt hatte er sich der Star beim FC Arsenal in London fit gehalten. Gegen FC Toulouse wird er aber sicher noch nicht debütieren. Die große Stunde schlägt wohl daheim gegen den SC Bastia. Beckham, der mit Coach Carlo Ancelotti schon beim AC Mailand zusammengearbeitet hatte, freut sich „ungemein“. Aber er weiß: In Paris heißt es nun erst recht: „Verlieren verboten“.