Statt Gold-Cup-Gewinn nur „Fair Play“-Pokal für Jamaika
Philadelphia (dpa) - Die Niederlage im historischen Gold-Cup-Finale tat weh, doch Winfried Schäfer war trotzdem unheimlich zufrieden mit seinen „Reggae Boyz“ aus Jamaika.
„Es schmerzt, aber wir sind stolz, weil wir hervorragende Fans haben. Vielen Dank für eure Unterstützung, sie bedeutet uns so viel“, twitterte der deutsche Trainer nach dem Endspiel gegen Mexiko.
Die überraschenden Erfolge haben den Stellenwert des Fußballs in der Heimat von Sprintstar Usain Bolt verändert. „Die Insel bebt. Viele Kinder, die Bolt-Fans waren, spielen jetzt Fußball auf der Straße“, sagte Schäfer dem TV-Sender Sky. Kaum war das 1:3 im Finale am Sonntag (Ortszeit) in Philadelphia Geschichte, da richtete er den Blick nach vorne. „Wir brauchen eine bessere Infrastruktur, Fußballplätze, Bälle in den Schulen.“
Trotzdem will der 65-Jährige mit seinem Team zur WM 2018. Um in der Qualifikation für Russland überhaupt dabei sein zu können, muss sich Jamaika aber erst noch für die erste Gruppenphase qualifizieren. Der Gold-Cup-Finalist trifft im August und September auf Nicaragua. Dafür will Schäfer seine Mannschaft verstärken. „Uns fehlt ein Torjäger. Wir brauchen zu viele Chancen, um ein Tor zu schießen. Das kostet unheimlich Kraft“, sagte er. Der 65-jährige schaut sich längst in England nach einem Stürmer um, sucht Kicker mit jamaikanischen Wurzeln. Wenn man den Stürmer habe, meinte er, „sieht es auch besser aus mit der Quali für die WM.“
Zwar seien seine Jungs nach der Niederlage gegen Mexiko niedergeschlagen gewesen, es herrsche aber ein unglaubliches „Wir“-Gefühl im Team. Das unterstrich auch Stürmer Giles Barnes. „Ich könnte nicht stolzer auf meine Mannschaft sein“, sagte er. Nach einem sensationellen 2:1-Erfolg über die USA im Halbfinale hatte Jamaika als erste karibische Mannschaft überhaupt das Endspiel des Cups erreicht. „Wir haben den Leuten gezeigt, was Jamaika bedeutet“, sagte Barnes.
„So nah, aber doch so fern“, schrieb die Zeitung „Jamaica Observer“ über das Ziel des Cupgewinns, das die „Reggae Boyz“ letztlich doch deutlich verfehlten. Statt der Trophäe blieb den Jamaikanern nur die Auszeichnung als fairstes Team des Turniers - und eine Prämie von 500 000 US-Dollar (rund 455 000 Euro) für den zweiten Platz. Bei den nunmehr neun Auftritten bei der Fußballmeisterschaft für Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik war bislang ein dritter Rang im Jahr 1993 das beste Resultat gewesen.
Etwas neidisch war Schäfer auf seinen deutschen Kollegen Jürgen Klinsmann, der mit den USA als Turnier-Vierter weit unter den Erwartungen geblieben war. „Der Klinsi hat hier ein Paradies, lebt im Himmel“, meinte Schäfer mit Blick auf die Arbeitsbedingungen des früheren Teamchefs der deutschen Nationalmannschaft. „Bei uns“, sagte Schäfer, „muss man arbeiten, arbeiten, arbeiten, um Spuren zu legen, damit was passiert.“