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Streiks und zwei tote Arbeiter auf WM-Baustellen

Rio de Janeiro (dpa) - Nach dem Tod zweier Arbeiter im Fußball-WM-Stadion von Manaus drohen weitere Verzögerungen bei der Fertigstellung. Die Staatsanwaltschaft ordnete einen teilweisen Baustopp an.

Zudem drohen brasilianische Gewerkschaften mit Streik, sollten sich die Arbeitsbedingungen nicht ändern. Einige Kollegen in Curitiba sind bereits in den Ausstand getreten. Sie haben wegen verspäteter Lohnzahlungen die Arbeit niedergelegt.

In Manaus wurden Arbeiten in großer Höhe vorerst untersagt. „Die Firma wird benachrichtigt und muss die Arbeiten sofort einstellen“, sagte der Staatsanwalt für Arbeitsrecht des Bundesstaats Amazonas, Jorsinei Dourado do Nascimento, dem Nachrichtenportal UOL.

Bei Zuwiderhandlung werde eine Strafe von 100 000 Reais (31 000 Euro) pro Tag gegen das Subunternehmen Andrade Gutiérrez verhängt. Am Montag inspizieren Techniker der Staatsanwaltschaft die Baustelle, wie Dourado do Nascimento ankündigte.

Die Industrie- und Baugewerkschaft im Bundesstaat Amazonas kritisierte die unsicheren Arbeitsbedingungen auf der Baustelle in Manaus. „Tagsüber ist diese Art der Arbeit schon sehr gefährlich, aber nachts ist es noch schlimmer, weil es dann keine Sicherheitskontrollen gibt“, sagte Gewerkschaftschef Cícero Custódio.

Er habe immer wieder auf die Gefahren hingewiesen. Die Gewerkschaft ziehe nun einen Streik in Erwägung, um ihrer Forderung nach mehr Sicherheit auf den Baustellen Nachdruck zu verleihen. Seiner Einschätzung nach werden wegen des Zeitdrucks teilweise Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt. „Es ist eine alte Debatte, aber die Verantwortlichen ignorieren uns“, sagte Custódio.

Am Samstag war in der Arena da Amazônia ein Arbeiter aus 35 Metern Höhe abgestürzt. Der 22-jährige Angestellte der Firma Andrade Gutiérrez erlag kurz darauf im Krankenhaus seinen Verletzungen. Auf der Baustelle der benachbarten Veranstaltungshalle starb ein 49 Jahre alter Mann an einem Herzinfarkt. Er habe unter großem Druck gestanden und an sieben Tagen pro Woche gearbeitet, sagten Familienmitglieder.

Die Spielstätte in Manaus gilt als der exotischste Stadionstandort der WM 2014. Das Stadion fasst 42 374 Zuschauer. Die Kosten belaufen sich auf schätzungsweise 605 Millionen Reais (192 Millionen Euro). Die Arbeiten waren Ende Oktober zu 88 Prozent abgeschlossen. In Manaus werden vier WM-Gruppenspiele ausgetragen.

Der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA reagierte mit Bestürzung auf die Nachricht vom Unfall des Bauarbeiters in Manaus. „Es ist sehr traurig zu hören, dass ein junger Arbeiter heute am frühen Tag in der Arena da Amazônia gestorben ist“, twitterte Joseph Blatter am Samstagabend und sprach der Familie sein tiefstes Mitgefühl aus. Zuvor hatten sein Verband und das Organisationskomitee in einer gemeinsamen Erklärung der Familie, den Kollegen und Freunden ihre aufrichtige Anteilnahme zum Ausdruck gebracht.

Erst eine Woche vor der WM-Gruppenauslosung waren beim Bau des WM-Stadions in São Paulo zwei Arbeiter ums Leben gekommen, als ein umstürzender Kran die Dachkonstruktion teilweise zum Einsturz gebracht hatte. Das Stadion, in dem das Eröffnungsspiel steigen soll, wird erst Mitte April und damit zwei Monate vor WM-Beginn fertig sein.

Das Stadion in Curitiba soll bis Februar fertiggestellt sein. Auch hier gab es bereits eine Fristverlängerung. Der Streik könnte nun in der kommenden Woche bis zu drei Tage andauern. Etwa 400 der 1200 an der Baustelle des WM-Stadions beschäftigten Arbeiter befinden sich Angaben zufolge im Streik.

Die Arena des brasilianischen Clubs Atletico Paranaense muss für die Fußball-Weltmeisterschaft umfassend renoviert werden. Erst am Samstag war bekanntgeworden, dass Titelverteidiger Spanien während der WM-Endrunde sein Quartier in Curitiba aufschlagen wird.