Superstar mit Dauerwelle: Keegan wird 60

London (dpa) - Die voluminöse Pudel-Dauerwelle, die ihm später regelmäßig Top-Platzierungen bei Umfragen nach der „schlimmsten Frisur aller Zeiten“ einbrachte, ist längst einem Kurzhaarschnitt gewichen.

Ansonsten hat sich Englands Fußball-Idol Kevin Keegan kaum verändert.

Explosiv, unberechenbar und gewitzt ist der als „King Kev“ verehrte Ausnahmefußballer und Trainer geblieben. Am 14. Februar wird der einstige Superstar der Bundesliga 60 Jahre alt.

Als ihn der Viertligist Scunthorpe United entdeckte, spielte der 16-jährige Keegan in der Betriebs-Elf eines Röhren- und Heizungsbauunternehmens. Vier Jahre später war er ein Star. Bei seinem Debüt für den FC Liverpool im Stadion an der Anfield Road traf er nach zwölf Minuten. Bis 1977 folgten in 323 Auftritten 99 Tore.

Mit Liverpool und seinem Sturmpartner John Toshack gewann Keegan fast alles: drei englische Meisterschaften (1973, 1976, 1977), zwei UEFA-Pokale (1973, 1976), den englischen Verbandspokal (1974) und 1977 mit einem 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach den Europapokal der Landesmeister.

Der überraschende Wechsel zum Hamburger SV war 1977 ein Paukenschlag. Es wurde die bis dahin höchste Ablösesumme der Bundesliga von 2,3 Millionen Mark gezahlt. Nicht umsonst: Mit dem HSV wurde er 1979 deutscher Meister. Nebenbei stürmte er mit dem Hit „Head Over Heals in Love“ mit der Band „Smokie“ die deutschen Pop-Charts. Die Bundesliga stand kopf.

Keegan wurde als Popstar des Fußballs gefeiert, der dank des HSV-Gehalts zum ersten Millionär der englischen Kicker-Gilde aufstieg. An seinem Werdegang beim HSV hat Manager Günter Netzer großen Anteil, weil er ihn zur zentralen Figur im Spiel der Hamburger machte. Ohne Netzer im Jahr davor herrschte Trübsal: „Mighty Mouse“, wie der 1,70 Meter große Profi genannt wurde, fühlte sich unwohl und wollte bereits die Koffer packen.

Während seiner Zeit in Deutschland wurde er zweimal Europas „Fußballer des Jahres“ (1978, 1979). Nur mit der englischen Nationalmannschaft, für die er 63 Mal spielte und 21 Mal traf, blieben ihm große Erfolge verwehrt - ebenso später als Nationaltrainer, als er nach eineinhalb Jahren im Oktober 2000 das Handtuch warf. Auslöser: eine 0:1-Niederlage gegen Deutschland in der WM-Qualifikation für 2002.

Nach seinem dreijährigen Hamburg-Aufenthalt ging er erst zum FC Southampton. Als es Krach gab, flüchtete er zum zweitklassigen Newcastle United, wo er in 78 Partien 48 Tore schoss und das Team zurück in die Spitzenliga führte. Bei seinem Abschied 1984 ließ sich Keegan mit dem Hubschrauber vom Spielfeld abholen und zog sich mit Familie aufs Fußballer-Altenteil nach Spanien zurück.

Acht Jahre später war er wieder da, nun auf der Trainerbank von Zweitligist Newcastle. Er machte die Mannschaft erstklassig und wurde zweimal Zweiter (1996, 1997). 2008 war dann endgültig Schluss. „Ich denke, die Fans haben genug, aber man weiß nie im Fußball“, sagte er dem Boulevardblatt „Daily Mirror“. Vielleicht habe er aber auch nicht aufgepasst, wie Spötter vermuten. Als Fernseh-Co-Kommentator warnte Keegan einst: „Die heute 32- oder 33-Jährigen werden bei der nächsten WM 36 oder 37 sein, wenn sie nicht aufpassen.“