Confed Cup Titeljagd mit Steuerschatten: Ronaldos Kampf um Normalität
Kasan (dpa) - Was er von der Steuer-Affäre hält, verdeutlicht Cristiano Ronaldo mit einer simplen Geste. Den rechten Zeigefinger auf die Lippen - so präsentiert sich der Weltfußballer via Instagram.
Bloß nichts sagen.
„Manchmal ist die beste Antwort, still zu sein“, schreibt der 32-Jährige zu dem Foto nach der ersten Trainingseinheit mit Portugal im russischen Kasan. Doch auch wenn Ronaldo selbst zu den schweren Vorwürfen gegen ihn lieber schweigen will, wird seine nächste Titelmission kurz vor dem Start des Confederations Cups massiv überschattet.
So kämpft der Europameister beim Turnier der Kontinental-Champions nicht nur um die nächste Trophäe, sondern auch um den Ruf seines Anführers. Nachdem Ronaldos Anwälte und Manager die Unschuld ihres Mandanten beteuerten und Real Madrid seinem Superstar beisprang, erhält der 32-Jährige in Russland die erste Rückendeckung bereits am Donnerstagmorgen.
„Es gibt keine Worte um zu beschreiben, wie er sein Land vertritt“, schwärmt Abwehrroutinier Bruno Alves im engen Presseraum in höchsten Tönen von Ronaldo. „Er ist ein Idol, sogar für uns Spieler. Ich hoffe, dass er auch für Portugal so oft trifft.“
Auf dem Trainingsrasen scheinen die Vorwürfe für Ronaldo drei Tage vor dem Auftaktspiel gegen Mexiko zunächst weit entfernt. Das launige Fangenspielen mit Real-Kumpel Pepe verfolgt Trainer Fernando Santos amüsiert, wenig später lässt Ronaldo auf einem Foto mit seinen Teamkollegen die mächtigen Bizepsmuskeln spielen.
Angesichts seines unbändigen Hungers nach mehr Anerkennung und noch mehr Titeln stand nie zur Debatte, ähnlich wie zahlreiche deutsche Weltmeister die Chance auf eine weitere Ehrung verstreichen zu lassen. „Es wird in unsere Geschichtsbücher eingehen“, sagte der viermalige Weltfußballer schon vor der ersten Teilnahme seines Heimatlands am Confederations Cup. „Der Turniersieg wäre natürlich ein Traum.“
Die Negativschlagzeilen will er auf dem Rasen nun ähnlich lässig abschütteln wie er es sonst mit seinen Gegenspieler erledigt. Ronaldo soll nach einer Anzeige der für Wirtschaftsdelikte zuständigen Staatsanwaltschaft in Spanien zwischen 2011 und 2014 gut 14,7 Millionen Euro hinterzogen haben - weshalb CR7 inzwischen medial als CR14,7 verspottet wird.
Ein Ermittlungsrichter muss nun über die Einleitung eines Strafverfahrens entscheiden. Ronaldo drohen eine Haftstrafe von bis zu sieben Jahren sowie eine Geldstrafe von 28 Millionen Euro - ein schnelles Urteil erscheint jedoch unwahrscheinlich.
Lionel Messi wurde erst mehr als drei Jahre nach der Anklage zu einer Haftstrafe von 21 Monaten wegen Steuerbetrugs in Höhe von 4,1 Millionen Euro verurteilt. Dass der Argentinier diese antreten muss, gilt als unwahrscheinlich - Haftstrafen bis zu zwei Jahren werden in Spanien bei nicht vorbestraften Angeklagten meist zur Bewährung ausgesetzt.
Inwiefern das Image Ronaldos ebenfalls dauerhafte Kratzer davon tragen wird, bleibt abzuwarten. In Kasan prangt das Gesicht des portugiesischen Nationalhelden makellos in bunten Farben auf einer kompletten Hauswand. Ronaldo lächelt darauf.