Torres findet Tahiti toll - Spanien muss umschalten

Rio de Janeiro (dpa) - Nach seinem Torrekord beim Confed Cup machte Fernando Torres dem chancenlosen Kontrahenten fast schon eine Liebeserklärung.

„Wir sind alle große Fans von diesem Team. Sie hatten 90 Minuten ein Lächeln im Gesicht. Sie sind ein Vorbild für alle Sportler“, sagte der Fußball-Millionär vom FC Chelsea über die tapferen Amateure aus Tahiti. Mehr Zeit für Sentimentalitäten haben Torres und seine Weltmeister-Kollegen beim wichtigen Testlauf für ihre Titelverteidigung in Brasilien 2014 aber nicht mehr. Nun müssen die Rekordjäger den Schalter schnell umlegen.

Nach dem 10:0 (4:0) gegen den Ozeanienmeister am Donnerstag in Rio de Janeiro geht der Confed Cup für La Roja nämlich erst so richtig los. Eine Halbfinal-Enttäuschung wie 2009 in Südafrika soll ein Jahr vor dem WM-Turnier am Zuckerhut unbedingt vermieden werden. Vor vier Jahren wurde der damalige Ozeanienchampion Neuseeland 5:0 geschlagen, doch im Halbfinale folgte das Aus gegen die USA - die einzige spanische Niederlage in einem K.o.-Spiel seit 2006.

Der Titel beim Kontinental-Pokal ist der einzige, der in der spanischen Sammlung noch fehlt. „Ich hoffe, dass wir eines der Teams sein können, die bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitsprechen“, sagte Trainer Vicente del Bosque mit höflichem Understatement.

Die überlegene Führung in der Vorrundengruppe B bringt dem Seleccionador am Sonntag gegen Nigeria eine weitere Testmöglichkeit. Spanien kann sich sogar eine Niederlage mit drei Toren gegen den Afrikameister erlauben und wäre dennoch fix im Semifinale dabei. Theoretisch könnte sogar ein Duell mit dem Gastgeber schon im Halbfinale durch das Resultat am Sonntag bewusst vermieden wären, so bequem ist die Ausgangslage.

Doch del Bosque muss langsam an die möglichen Ernstfälle gegen Italien oder eben Brasilien denken und seine erste Elf einspielen. „Wir müssen flexibel sein. Wir werden sehen, ob wir am Sonntag wieder mit einer anderen Mannschaft spielen“, sagte er. Gegen Tahiti schickte del Bosque sein B-Team auf's Feld - inklusive Javier Martínez. Ob der Bayern-Profi auch am Sonntag spielen darf ist nun weiter offen. Auch Rekordmann Torres droht wieder die Bank.

Immerhin bestanden die Reservisten den Charaktertest, schossen ausreichend Tore für einen Confed-Cup-Rekord, ohne den Gegner zu demütigen. „Heute wurde der Fußball nicht beschädigt, im Gegenteil, er wurde gestärkt“, beschrieb del Bosque die Partie im Maracana.

Torres stellte mit vier Toren einen individuellen Rekord für den Confed Cup ein - und machte Werbung in eigener Sache, nicht nur als Mittelstürmer, sondern auch als fairer Sportsmann. „Die Unterschiede sind massiv. Aber es hat Spaß gemacht, weil sie mit der Freude spielen, die auch wir als Amateure hatten“, erinnerte sich der Stürmerstar an seine Anfänge als Fußballer. Del Bosque stellte simpel fest: „Sie sind ein nobles Team.“

Tahiti Trainer Eddy Etaeta konnte mit dem Lob wenig anfangen und ärgerte sich über ein paar Tore zu viel. „Naiv“ sei man bei allem Enthusiasmus gewesen. Gegen Uruguay darf Tahiti am Sonntag noch mal ran. Dann geht es zurück ins Fußball-Niemandsland im Pazifik. „Wir sind in Brasilien bekannter als in unserer Heimat“, beschrieb Etaeta die paradoxe Situation. Die WM 2014 ist in der Ozeanien-Qualifikation verspielt. „Aber es gibt 2018 und 2022 noch eine WM“, sagte Etaeta.