Triste Tage für Huntelaar bei Oranje
Amsterdam (dpa) - Anfangs machte Klaas-Jan Huntelaar noch gute Miene zum bösen Spiel. Als vor der Partie gegen Deutschland die vier Oranje-Größen Patrick Kluivert, Ruud van Nistelrooy, Edgar Davids und Michael Reiziger verabschiedet wurden, twitterte Huntelaar ein paar Sätze von der Ersatzbank.
Doch mit zunehmender Spieldauer verfinsterte sich die Miene des Schalker Angreifers immer mehr. Nachdem die 90 Minuten abgelaufen waren, ohne dass Huntelaar auch nur eine Minute auf dem Platz gestanden hatte, verließ er wortlos die Amsterdam Arena. Im Gepäck eine weitere Enttäuschung im niederländischen Fußball-Nationalteam.
Dabei sollte für den Bundesliga-Torschützenkönig unter dem neuen Bondscoach Louis van Gaal alles besser werden. Nach seinem Zerwürfnis mit Vorgänger Bert van Marwijk während der EM hatte sich der 29-Jährige wieder größere Chancen ausgerechnet, die begehrte Position der Sturmspitze im Team des Vize-Weltmeisters zu bekleiden. Im ersten Test nach der EM in Belgien setzte „der General“ auch auf Huntelaar, doch in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 vertraut van Gaal wieder auf Huntelaars Dauerrivalen Robin van Persie.
Besonders bitter für Huntelaar musste es daher sein, dass er gegen Deutschland nicht zum Einsatz kam, obwohl van Persie leicht angeschlagen in England geblieben war. Van Gaal setzte stattdessen auf Dirk Kuyt. „Das ist nicht einfach für einen Fußballer“, sagte van Gaal verständnisvoll, als er auf Huntelaars Frust angesprochen wurde. „Ich fand es auch nicht angenehm, ihm meine Entscheidung mitzuteilen. Aber so ist es eben“, meinte der Bondscoach.
Van Gaal hatte sich gegen Deutschland trotz auf dem Papier sehr offensiver Aufstellung für eine abwartende Ausrichtung entschieden. Statt des Strafraumstürmers Huntelaar spielte der arbeitende Angreifer Kuyt. „Natürlich versteht er das nicht, wenn ich ihm das erkläre“, sagte van Gaal, „aber später, wenn er zu Hause ist, wird er es vielleicht doch nachvollziehen können.“ Wie der Degradierte reagiert habe, wollten die niederländischen Journalisten wissen. „Das bleibt unter uns“, sagte van Gaal, und fügte hinzu. „Hoffentlich.“
Denn für Huntelaar bedeutet die Nichtberücksichtigung ausgerechnet gegen Deutschland einen weiteren Tiefschlag. Auch in der Bundesliga läuft es für den „Hunter“ nicht rund. Sein letzter Treffer datiert vom 28. September beim 2:2 in Düsseldorf, seitdem blieb er in fünf Ligaspielen torlos. „Huntelaar ist im Moment nicht so in Form“, führte van Gaal daher als weitere Begründung heran.
Huntelaar wird nun mit Wut im Bauch versuchen, im Trikot des FC Schalke wieder seine alte Treffsicherheit zu beweisen. Sein letztes Tor für seinen Verein hatte der Stürmer zuletzt in der Champions League erzielt. Im Nationaltrikot muss er sich dagegen daran gewöhnen, auch bei van Gaal die zweite Geige zu spielen.