Trotz WM-Enttäuschung: Messi wieder Weltfußballer
Zürich (dpa) - Trotz der WM-Enttäuschung und dem Viertelfinal-Aus gegen Deutschland ist Argentiniens Superstar Lionel Messi zum zweiten Mal nacheinander zum Weltfußballer des Jahres gekrönt worden.
Der 23 Jahre alte Dribbelkünstler vom spanischen Champion FC Barcelona setzte sich etwas überraschend gegen seine Vereinskollegen und spanischen Weltmeister Andres Iniésta und Xavi durch.
„Vielen Dank für diesen Applaus. Um ehrlich zu sein, das hätte ich nicht erwartet. Ich war schon glücklich, heute überhaupt hier zu sein“, sagte Messi bei der festlichen Gala im Kongresshaus von Zürich, nachdem er aus den Händen seines Trainers Josep Guardiola den Goldenen Ball empfangen hatte. Mit 22,65 Prozent der Stimmen hatte er vor Iniesta (17,36) und Xavi (16,48) gewonnen. Von den deutschen WM-Stars hatte keiner die Endauswahl erreicht. Zu den 23 ursprünglichen Kandidaten zählten Miroslav Klose, Philipp Lahm, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil.
Bei den Frauen erhielt die Brasilianerin Marta mit 38,20 Prozent der Stimmen zum fünften Mal nacheinander die Trophäe als weltbeste Spielerin 2010. Die deutschen Nationalspielerinnen Birgit Prinz vom 1. FFC Frankfurt (15,18) und Fatmire Bajramaj von Turbine Potsdam (9,96) gingen leer aus. Dafür wurde Bundestrainerin Silvia Neid zur Trainerin des Jahres gewählt. „Toll, ich freue mich sehr über diese Auszeichnung“, sagte die 46 Jahre alte Weltmeister-Macherin.
Bei den Männern gewann José Mourinho die erstmals von der FIFA vergebene Trophäe. Der jetzt bei Real Madrid tätige Portugiese hatte Inter Mailand in der vorigen Saison zum Triple geführt.
Vor Gästen wie dem südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu, UEFA-Präsident Michel Platini und dem deutschen Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hob Messi in seiner kurzen Dankesrede das Barça-Kollektiv hervor. „Gegen zwei Mitspieler zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes“, sagte der schüchterne Zauberzwerg. „Ich möchte diesen Preis mit so vielen Leuten teilen, mit all meinen Freunden, meiner Familie und allen Fans Argentiniens und den Anhängern des FC Barcelona“, sagte Messi.
Tatsächlich hatten die meisten Beobachter in diesem Jahr nicht mit einem Titelträger Messi gerechnet. Spaniens WM-Held Iniésta, Siegtorschütze im Endspiel gegen die Niederlande, oder der geniale Mittelfeldstratege Xavi waren eher die Favoriten. Beide saßen im schwarzen Anzug links und rechts neben Messi in Reihe eins und applaudierten höflich bei der Proklamation des Namens.
Obwohl öffentliche Auftritte nicht Messis beliebteste Freizeitbeschäftigung sind, hatte der begnadete Dribbelkünstler sichtlich Freude an diesem Abend. Vergnügt lächelnd verfolgte er bei der Showeinlage auf der Bühne die Fertigkeiten zweier Ballkünstler aus England. Diese behandelten das Spielgerät in Anzug und Krawatte ähnlich elegant und technisch versiert wie er selbst auf dem Rasen.
Messi erzielte für Barça bereits mehr als 150 Tore, davon über 100 in der spanischen Liga. Die Katalanen schoss er in der vorigen Saison mit 34 Toren fast im Alleingang zum Titel. Mit dem Club gewann er schon Meisterschaft, Landescup, Champions League und Weltpokal.
Über eine Auszeichnung durfte sich auch Bayern-Profi Hamit Altintop freuen. Der Mittelfeldspieler erhielt den Puskás-Preis für das schönste Tor weltweit im Jahr 2010, das er im Trikot der türkischen Nationalelf im EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan (3:0) im September 2010 erzielt hatte. „Es war vielleicht nicht das wichtigste, aber das schönste Tor meiner Karriere“, sagte Altintop über seine Direktabnahme aus rund 18 Metern direkt in den Winkel.