UEFA-Mitglieder fordern kürzere Amtszeit für FIFA-Boss
Nyon (dpa) - Eine Marathon-Präsidentschaft im Fußball-Weltverband wie von Sepp Blatter soll es nach dem Willen der Europäischen Fußball-Union UEFA künftig nie mehr geben.
Auf einem Treffen in Nyon sprach sich die Mehrheit der 53 europäischen Nationalverbände für die Einführung einer auf zwölf Jahre begrenzten Amtszeit des FIFA-Präsidenten von 2015 an aus. „Die Regelung im Internationalen Olympischen Komitee könnte als Vorbild dienen. Bei der ersten Wahl acht Jahre, bei der zweiten vier Jahre - und dann ist Schluss“, erklärte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino auf einer Pressekonferenz.
FIFA-Boss Blatter ist seit 1998 und damit bald 15 Jahre lang im Amt. Der Schweizer, der bis 2015 gewählt ist, will auf dem nächsten FIFA-Kongress im Mai auf Mauritius einige nach der Korruptionsaffäre im Vorjahr angeschobene Reformen verabschieden. Doch die gehen den Europäern noch nicht weit genug.
So plädieren die UEFA-Mitglieder für ein Alterslimit für die Mitglieder der FIFA-Exekutive. Dieses soll bei 72 Jahren liegen. „Wer älter ist, kann nicht gewählt werden“, verdeutlichte Infantino. Personen, die von einem Sportgericht jemals wegen Korruption, Spielmanipulation, Dopings oder Gewalt gesperrt worden sind, soll die Wahl in die Exekutive generell verwehrt bleiben. Ferner fordert die UEFA, dass die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees wie bisher durch die Konföderationen gewählt werden. Es bestehe keine Notwendigkeit, diese durch den FIFA-Kongress bestätigen zu lassen.
Beim heiklen Thema WM-Vergabe spricht sich die UEFA für eine Vorauswahl der Bewerber aus. „Dem FIFA-Kongress sollen maximal drei Kandidaten zur Wahl unterbreitet werden“, erklärte Infantino. Auch diese Regelung würde sich an der Praxis des IOC orientieren, das bei der Vergabe Olympischer Spiele seit einigen Jahren die Zahl der Bewerber mittels einer Vorauswahl reduziert.
Unterdessen setzt Blatter im Kampf gegen die Korruption im Weltfußball auf die Einführung von Ethikkommissionen in allen nationalen Fußballverbänden. „Die FIFA allein kann nicht das Schiedsgericht für die 300 Millionen Menschen sein, die am Fußball beteiligt sind“, sagte Blatter in einem am Donnerstag auf der FIFA-Homepage veröffentlichten Interview.
Darin sprach sich der 76 Jahre alte Schweizer zugleich für härtere Strafen bei rassistischen Vorfällen aus. „Es liegt jetzt an uns, angemessene Schritte zu ergreifen. Ein Bußgeld zu verhängen reicht nicht aus. Ein Spiel ohne Zuschauer zu absolvieren ist eine der möglichen Sanktionen, doch das Beste wäre das Abziehen von Punkten und der Zwangsabstieg einer Mannschaft, denn letztlich ist ein Club für seine Zuschauer verantwortlich“, erklärte Blatter.