Van Gaal lehrt und belehrt wie früher
Amsterdam (dpa) - Louis van Gaal ist wieder da - und wie. Nach seiner Entlassung bei Bayern München hatte sich der 61-Jährige zunächst in sein Feriendomizil nach Portugal zurückgezogen.
Gekränkt und enttäuscht von der Tatsache, dass es der deutsche Rekordmeister gewagt hatte - ihn, den nach eigener Auffassung besten Trainer der Welt, einfach so auf die Straße zu setzen. Eineinhalb Jahr ist das nun her. Inzwischen sind die Wunden verheilt, das Selbstvertrauen ist längst wieder hergestellt - wenn es denn jemals weg war.
Als van Gaal am Wochenende in einem „Sportschau“-Interview gefragt wurde, ob es einen erfolgreicheren Trainer als ihn gebe, antwortete der niederländische Fußball-Nationaltrainer ohne eine Miene zu verziehen. „Es ist schwierig, einen besseren Trainer zu finden als mich.“ Da war er wieder, der typische van Gaal. Überzeugt von sich und seinem Wirken wie kaum ein anderer, was prompt auch Bundestrainer Joachim Löw zu spüren bekam.
Alex Ferguson, José Mourinho und Vicente del Bosque fielen van Gaal dann doch noch als Trainer ein, die ihm zumindest ansatzweise das Wasser reichen könnten. Aber Löw? „Er hat noch nicht viel gewonnen, glaube ich. Ein Trainer muss viel gewinnen, um legendär zu sein“, stichelte van Gaal. Immerhin steckte „der General“ den Konter des deutschen Nationaltrainers, als großer Trainer müsse man sich auch mal für ein Turnier qualifizieren, locker weg. „Da hat er recht, das sind die Fakten. Und Fakten sind die Wahrheit.“
2002 hatte van Gaal das Kunststück fertig gebracht, sich mit dem Oranje-Team trotz vieler Stars nicht für die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea zu qualifizieren. Der Stachel dieser Blamage sitzt beim Rotwein-Liebhaber noch immer tief. „Auch deshalb bin ich wieder niederländischer Nationaltrainer geworden“, gestand der Nachfolger des nach dem EM-Debakel geschassten Bert van Marwijk.
Die Teilnahme an der WM in Brasilien in zwei Jahren und ein erfolgreiches Abschneiden am Zuckerhut würden seine Laufbahn krönen. Das ist es, was van Gaal im Moment antreibt. Dafür übernahm er wieder den Posten des Bondscoaches, auch wenn er sich eigentlich eher als Vereinstrainer sieht. Die tägliche Arbeit mit den Spielern liege ihm deutlich mehr, räumte van Gaal ein. Die Profis wie beim Nationalteam nur alle paar Monate um sich zu haben, fällt ihm schwer.
„Als Bondscoach bist du deutlich eingeschränkt“, sagte van Gaal, der die Lehren aus seiner verkorksten ersten Amtszeit beim Königlichen Niederländischen Fußball Verband gezogen hat. „Ich vertraue den Spielern nicht mehr so wie früher.“
Trotz dieses gestiegenen Misstrauens kommt van Gaal bei seinen aktuellen Profis gut an. „Er ist der beste Mann für diesen Job“, sagte Arjen Robben, der auch in München für seinen Landsmann schwärmte. Damit stand er nicht alleine. Thomas Müller denkt ebenfalls gerne an die Zeit mit dem „Feierbiest“ zurück. „Er ist ein exzellenter Fachmann. Er hat mir und ich denke auch der ganzen Mannschaft sehr viel beigebracht“, sagte Müller bei „Sport1“.
Van Gaal freuen solche Worte. Von Journalisten bekommt er eher selten Lob, weshalb das Verhältnis des ehemaligen Trainers von Ajax Amsterdam und FC Barcelona zu dieser Branche angespannt ist. Er hoffe, das alle sein Interview im Fachblatt „De Voetbaltrainer“ lesen würden, riet er den niederländischen Pressevertretern unlängst. „Vielleicht kommen dann mal inhaltlich bessere Fragen“, sagte der Bondscoach und verzog keine Miene. Typisch van Gaal eben.