Verwirrspiel um indische Fußball-Liga
Neu Delhi (dpa) - Es klang nach einer guten Idee: Um den Fußball im Kricket-verrückten Indien populärer zu machen, riefen Funktionäre und Marketingfachleute ein Miniturnier mit sechs Mannschaften ins Leben und heuerten dafür alternde Weltstars an.
Ende Januar wurden Spieler wie der italienische Weltmeister Fabio Cannavaro und der Argentinier Hernan Crespo für mehrere Hunderttausend Euro an ihre künftigen Teams versteigert. Auch Robert Pires (Frankreich), Robbie Fowler (England), Fernando Morientes (Spanien) und Jay-Jay Okocha (Nigeria) sollten der neuen Premier League Soccer Glamour verleihen.
Als Austragungsort wurde das fußballverrückte Westbengalen gewählt, einer der wenigen Bundesstaaten Indiens, in denen das runde Leder einen ähnlich hohen Stellenwert wie der dunkelrote Kricketball genießt. Wie begeisterungsfähig die Bengalen sein können, erlebte 2008 Ex-Nationalkeeper Oliver Kahn, zu dessen Abschiedsspiel in der Hauptstadt Kolkata (Kalkutta) mehr als 100 000 Fans kamen. Zuspruch ähnlichen Ausmaßes erhoffte man sich für den Turnierstart im März.
Doch daraus wurde nichts. Wenige Wochen nach der Spieler-Auktion häuften sich die Negativschlagzeilen über die Premier League Soccer und den ausrichtenden Verband, die Indian Football Association (IFA) aus Westbengalen. Zunächst war von einer Verschiebung des Turniers die Rede, dann wurde sogar über das endgültige Aus spekuliert. Auch Spieler wie Robbie Fowler äußerten sich skeptisch. „Es sieht so aus, als ob Indien gecancelt ist“, ließ der Liverpooler verlauten.
„Eine Absage des Turniers steht nicht zur Debatte“, bekräftigte dagegen IFA-Generalsekretär Utpal Ganguli. „Der für den 24. März geplante Start wurde lediglich verschoben.“ Spekulationen, dass das Turnier im Herbst oder gar erst im kommenden Frühjahr stattfinden könnte, wies Ganguli zurück und versprach: „Wir werden in Kürze einen neuen Termin bekanntgeben.“
Auch bei den Gründen blieb der Funktionär vage, räumte jedoch „vielerlei Schwierigkeiten“ ein. So stünden nicht alle benötigten Stadien zur Verfügung. Zudem habe es an den ursprünglich geplanten Terminen starke Konkurrenz gegeben. Von Anfang April bis Ende Mai dominiert der Nationalsport Kricket die Sportberichterstattung im Land. Dann ermitteln neun international besetzte Spitzenteams den Meister der millionenschweren Indian Premier League.
Der indische Fußballdachverband AIFF beobachtet die Entwicklung in Westbengalen unterdessen mit Skepsis. „Wir haben grünes Licht für die Liga gegeben, so lange sich die Veranstalter an die FIFA-Regularien halten“, sagte ein Sprecher. Es sei allerdings offensichtlich, dass es große Probleme bei der Organisation gebe, die weder die IFA noch ihre Partner bislang in den Griff bekommen hätten. Auf die Frage nach den Aussichten für einen baldigen Start der Premier League Soccer wollte der AIFF-Sprecher aber lieber nicht antworten.