Von Spannung bis Langeweile: Die Titelkämpfe in Europa

Düsseldorf (dpa) - In der Fußball-Bundesliga herrscht Langeweile im Titelrennen, in anderen europäischen Ligen geht es im Saisonendspurt deutlich enger zu. Den spanischen Tabellenführer FC Barcelona und den Dritten Real Madrid trennt gerade einmal ein Punkt.

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In Portugal ist Sporting Lissabon dem Rekordmeister Benfica dicht auf den Fersen. Und in England bahnt sich eine Sensation an. So läuft der Titelkampf in den großen europäischen Ligen:

SPANIEN: In der Primera División herrscht vier Spieltage vor Saisonende Hochspannung. Nach zuvor drei Pflichtspielniederlagen in Serie scheint Spitzenreiter Barcelona rechtzeitig wieder in Form zu kommen: Am Mittwoch gewannen die Katalanen eindrucksvoll 8:0 bei Deportivo La Coruña. „Wir haben eine tolle Herausforderung vor uns“, sagte Barça-Coach Luis Enrique. Die drei Titelanwärter haben ein machbares Restprogramm - direkte Duelle zwischen Barcelona, Real und Atlético Madrid stehen nicht mehr auf dem Programm.

ENGLAND: Leicester City ist die große Überraschung der Premier League. Der Club steht vier Spieltage vor Schluss mit fünf Punkten Vorsprung vor Tottenham Hotspur an der Spitze und könnte erstmals Meister werden. „Wir fühlen keinen Druck, weil niemand erwartet hat, dass wir vier Spieltage vor dem Ende mit fünf Punkten führen“, sagte der ehemalige Schalker Christian Fuchs. Tottenham wartet weiter auf Fehler des Underdogs. „Wir versuchen es und glauben an die Chance“, sagte Spurs-Trainer Mauricio Pochettino.

ITALIEN: Die Serie A wird mal wieder von Juventus Turin beherrscht. Trotz eines Katastrophenstarts in die Saison und Platz zwölf nach zehn Spieltagen steht die „alte Dame“ ganz dicht vor dem fünften Titelgewinn in Serie. Bereits am kommenden Spieltag könnte Juve bei einem eigenen Sieg gegen den AC Florenz die Meisterschaft perfekt machen, wenn Neapel am Montag nicht beim AS Rom siegt. Juventus-Trainer Massimiliano Allegri will trotz eines Vorsprungs von neun Punkten nicht nachlassen: „In diesen Momenten bezahlt man für jeden kleinen Fehler, wir dürfen also nicht die Spannung senken.“

FRANKREICH: Paris Saint-Germain hat den Meistertitel in der Ligue 1 bereits seit über einem Monat sicher. Das Team um Topstar Zlatan Ibrahimovic durfte bereits am 30. Spieltag nach einem 9:0 bei ES Troyes jubeln und war schon vor den letzten acht Spielen nicht mehr von Platz 1 zu verdrängen. So früh wurde in Frankreich zuvor noch kein Club Meister. Für PSG ist es der fünfte Titel in Serie.

PORTUGAL: Benfica Lissabon kann zum dritten Mal nacheinander Meister werden. Einzig Lokalrivale Sporting hat noch realistische Chancen, dies zu verhindern. Die Mannschaft des ehemaligen Benfica-Trainers Jorge Jesus liegt nur zwei Punkte hinter dem Spitzenreiter, hat allerdings noch zwei schwere Auswärtsspiele in Porto und bei Sporting Braga vor sich. Benfica hat das wohl leichtere Restprogramm.

TÜRKEI: Besiktas Istanbul hat die große Chance, das erste Mal seit 2009 wieder türkischer Meister zu werden. Das Team um Torjäger Mario Gomez und den ehemaligen Hoffenheimer Andreas Beck hat fünf Punkte Vorsprung auf den Zweiten Fenerbahce. „Wir sind in einer guten Position, dürfen jetzt aber kein Prozent nachlassen“, sagte Beck. „Hier, mit diesen fantastischen Fans Meister zu werden — das wäre Wahnsinn. Ich kann mir nicht mal vorstellen, was da los wäre.“

ÖSTERREICH: Red Bull Salzburg steht in der österreichischen Bundesliga vor dem dritten Titelgewinn in Serie. Bei noch fünf ausstehenden Partien beträgt der Vorsprung auf Verfolger Rapid Wien sechs Punkte. Nach zuvor sechs sieglosen Ligapartien besiegte Rapid am vergangenen Wochenende Austria Wien im prestigeträchtigen Lokalderby. Der Erfolg könnte dem Team von Trainer Zoran Barisic Auftrieb im Saisonendspurt geben.

NIEDERLANDE: In der Ehrendivision liefern sich Ajax Amsterdam und die PSV Eindhoven ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei noch zwei ausstehenden Partien liegen die Kontrahenten punktgleich an der Tabellenspitze. Lediglich das Torverhältnis spricht derzeit für Amsterdam. Ajax-Coach Frank de Boer sieht in dem großen Druck, der auf ihm und seinen Spielern lastet, kein Problem. „Im Sport geht es immer um Druck und Aufregung, und das gibt Energie“, sagte er.