Wankender Mourinho fühlt sich von Chelsea-Profis verraten

London (dpa) - José Mourinho sucht die Schuld für den Absturz des FC Chelsea bei seinen Stars. „Ich fühle mich, als wäre meine Arbeit von meinen Spielern verraten worden“, wetterte der streitbare Trainer nach dem 1:2 des englischen Fußball-Meisters beim Überraschungs-Tabellenführer Leicester City.

Foto: dpa

Mit neun Niederlagen in 16 Saisonspielen hat der Titelverteidiger schon so oft verloren wie in den vergangenen beiden Spielzeiten zusammen. Nur ein Punkt trennt die „Blues“ als 16. noch von einem Abstiegsplatz.

Doch Mourinho verweigert trotz der erneut bedenklichen Leistung in Leicester den Blick nach unten. „Ich akzeptiere nicht, dass wir im Abstiegskampf sind“, sagte der Portugiese. Immerhin räumte der Trainer ein, dass es in dieser Spielzeit wohl nichts mit der erneuten Qualifikation für die Champions League wird. „In die Top Vier können wir nicht mehr kommen“, befand Mourinho.

Den Grund dafür sieht der Verschwörungstheoretiker allein bei seinen Profis. „Wenn ich Spieler wäre, würde ich mehr geben“, unterstellte Mourinho der Millionen-Truppe von der Stamford Bridge eine mangelhafte Arbeitseinstellung. Es sei frustrierend, dass die Mannschaft die Ergebnisse seines Trainings in den Spielen nicht mehr abrufen könne. „Möglicherweise habe ich in der vergangenen Saison einen unglaublichen Job gemacht und die Spieler auf ein Level gebracht, das sie gar nicht haben - und jetzt können sie es nicht halten“, erklärte Mourinho seine Sicht der Dinge.

Die anhaltende Krise in der Premier League stellt seine Zukunft bei Chelsea zunehmend in Frage. Der Coach muss mehr denn je hoffen, dass Club-Besitzer Roman Abramowitsch nicht die Geduld mit ihm verliert. „Ich kann nur sagen, dass ich hier Trainer bleiben will“, ließ Mourinho hörbar genervt wissen. Seit der Saison 1978/79 sind die Londoner nicht mehr mit so vielen Niederlagen in die heiße Phase über den Jahreswechsel gegangen wie diesmal. Und dann wartet im Champions-League-Achtelfinale auch noch der vermeintlich schwerste Gegner: Frankreichs Meister Paris St. Germain.

Ausgerechnet der frühere Chelsea-Trainer Claudio Ranieri, den Mourinho 2004 bei den „Blues“ beerbte, führte seinem Ex-Club am Montagabend mit den Himmelsstürmern aus Leicester vor, wie es geht. In der Vorsaison hatten die „Foxes“ nur durch einen starken Endspurt den Abstieg verhindert. Nun behauptete sich der Außenseiter durch den Sieg gegen Chelsea vor dem FC Arsenal und Manchester City an der Tabellenspitze.

„Das ist zauberhaft“, schwärmte Ranieri, der einst bei Chelsea oft für seine schrullige Art belächelt wurde. Von Titelträumen will der Italiener aber weiter nichts wissen, auch wenn Jamie Vardy nach seinem 15. Saisontreffer bester Torjäger der Premier League bleibt. „Ich denke nur darüber nach, dass wir noch fünf Punkte brauchen“, sagte Ranieri mit Blick auf die zum sicheren Klassenverbleib nötigen 40 Zähler.

Die Leicester-Ikone Gary Lineker denkt da schon weiter. Wenn sein Ex-Club Meister werden sollte, will der heutige BBC-Moderator seine erste Sendung in der neuen Saison nur in Unterhosen präsentieren, versprach Lineker via Twitter.