Was bedeutet das Transferverbot für Barça?
Zürich (dpa) - Der FC Barcelona ist von der FIFA mit einem Transferverbot wegen unerlaubter Verpflichtungen minderjähriger Spieler belegt worden. Zentrale Fragen und Antworten zu der harten Strafe des Fußball-Weltverbandes:
Warum wurde der FC Barcelona bestraft?
In der offiziellen FIFA-Begründung werden „Verstöße im Zusammenhang mit dem internationalen Transfer und der Registrierung von Spielern unter 18 Jahren“ genannt. Laut Artikel 19 des „Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern“ darf ein Spieler nur international transferiert werden, wenn er mindestens 18 Jahre alt ist. Nur in Ausnahmefällen kann auch ein Transfer von Minderjährigen genehmigt werden. Bei insgesamt zehn Spielern soll der spanische Meister zwischen 2009 und 2013 gegen die Regularien verstoßen haben. Um welche Spieler es sich handelt, wurde nicht bekannt.
Greift die Strafe sofort?
Nein, der Verein will Einspruch einlegen, wie ein Sprecher der Nachrichtenagentur EFE sagte. Der Widerspruch erfolgt bei der FIFA-Berufungskommission. Barcelona hat nach eigenen Angaben 90 Tage Zeit, „unsere Position darzulegen und zu erläutern, weshalb wir diese Spieler verpflichtet haben“. Es ist also noch nicht sicher, dass sich das Transferverbot auf den Sommer 2014 und die anschließende Wechselperiode im Winter 2014/2015 bezieht. In letzter Instanz könnte der Club vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen.
Platzt jetzt der mutmaßliche Wechsel von Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen von Borussia Mönchengladbach zum FC Barcelona?
Sollte der Transfer bereits fix und der Vertrag sogar schon unterschrieben sein, würde die FIFA-Strafe nicht greifen. Dann könnte ter Stegen im Sommer wechseln. Entsprechend gelassen reagierten sowohl der Spieler als auch dessen Berater auf die Neuigkeiten. Ter Stegens persönlicher Berater Gerd vom Bruch sagte bei „Sport1“ vielsagend: „Da hängen ja einige juristische Details dran. Ich weiß noch nicht, ob der Beschluss für zukünftige Transfers gilt oder für Dinge, die vorher abgewickelt wurden.“
Sollte die Strafe schon im Sommer greifen, ist Barça dann gegen die Konkurrenten Real oder Atlético Madrid ohne neue Spieler chancenlos?
Zumindest träfe sie den Club zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Die Elf soll im Sommer auf einigen wichtigen Posten umgebaut werden. Stammkeeper Víctor Valdés hat angekündigt, seinen Vertrag nicht zu verlängern und zu einem Club ins Ausland zu wechseln. Der potenzielle Nachfolger könnte Marc-André ter Stegen heißen. Auch in der Innenverteidigung sieht sich Barça zu Verstärkungen auf dem Transfermarkt praktisch verpflichtet. Kapitän Carles Puyol will seine Karriere beenden. Javier Mascherano, ein zum Innenverteidiger umgeschulter Mittelfeldspieler, erwies sich häufig als Unsicherheitsfaktor. Schließlich hat Spielmacher Xavi mit seinen 34 Jahren den Zenit seiner Leistungsfähigkeit überschritten, und es wäre für Barça an der Zeit, nach einem Nachfolger Umschau zu halten.
Gab es ähnliche Fälle bereits in der Vergangenheit?
Ja. Im Februar 2013 bestrafte die FIFA den französischen Club FC Nantes für sein Verhalten beim Wechsel von Ismael Bangoura mit einem Transferverbot von einem Jahr. Der achtfache französische Meister soll den Stürmer aus Guinea dazu verleitet haben, seinen Vertrag mit Al Nasr aus Dubai im Januar 2012 aufzulösen. 2009 verhängte die FIFA ein Transferverbot von einem Jahr für den FC Chelsea, weil der Club den französischen Nachwuchsspieler Gael Kakuta zum Vertragsbruch ermuntert habe. Den FC Sion traf es besonders hart: Der Club aus der Schweiz durfte in zwei Transferperioden keine Spieler unter Vertrag nehmen, weil er 2008 laut FIFA den ägyptischen Torhüter Essam Al Hadari zum Vertragsbruch angestiftet hat. 2011 kommt es zu einem monatelangen Rechtsstreit. In der Folge wird Sion aus der Europa League ausgeschlossen und bekommt vom Schweizer Verband auf Druck der FIFA 36 Punkte abgezogen.
Welche Kehrseite hat der FIFA-Paragraf 19?
Bei der Integration von ausländischen Jugendlichen kann diese Regel auch ein Eigentor sein: Austauschschülern und Au-Pair-Mädchen und -jungs, aber auch Minderjährigen aus Kriegsgebieten, wird es damit unmöglich gemacht, bei deutschen Clubs auf Torejagd zu gehen. Für Ausnahmegenehmigungen scheuen Vereine und Landesverbände meist den bürokratischen Aufwand und fürchten Konsequenzen der FIFA.