WM-Countdown: Nicht nur Brasilien will den Titel
Rio de Janeiro (dpa) - 100 Tage vor WM-Anpfiff demonstrieren Gastgeber Brasilien und der Fußballweltverband FIFA Einigkeit und Optimismus.
Das Motto von FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke: „Bei 100 verbleibenden Tagen, da spricht man nicht mehr von Fragen, sondern von Lösungen.“ Trotz gesunkener Zustimmung in der Bevölkerung, möglicher Proteste während der WM und ärgerlichen Verzögerungen bei Stadien ist FIFA-Chef Joseph Blatter sicher, dass es ein „außergewöhnlich guter Start“ werden wird und die Brasilianer die Fußball-Welt mit offenen Armen und von Herzen empfangen.
„Hundert Tage sind noch ein langer Weg, aber ein kurzer Weg, wenn es Probleme gibt. Aber jetzt sind alle Probleme unter Kontrolle“, sagte Blatter in einem Video zum 100-Tage-Countdown, der am Dienstag anlief. Die Zuversicht teilen natürlich die Gastgeber, die gerne auf das enorme Interesse an der WM verweisen, die am 12. Juni mit dem Spiel Brasilien-Kroatien in São Paulo eröffnet wird. „Die Nachfrage nach Tickets hat alle Rekorde geschlagen und anfängliche Erwartungen übertroffen. Es gab über 14 Millionen Anfragen aus aller Welt, mehrheitlich von Fans aus Brasilien“, erläuterte Vize-Sportminister Luis Fernandes Journalisten in Lissabon.
Die rote Laterne bei den Spielstätten halten das Eröffnungsstadion in São Paulo und die Arena da Baixada in Curitiba, die beide wohl erst vier Wochen vor WM-Beginn fertig werden. Auch die Arena Pantanal in Cuiabá ist in Verzug. Im exotischsten Spielort Manaus soll am Wochenende in der Arena da Amazônia das erste Spiel angepfiffen werden. Valcke zeigte sich überzeugt, dass zum Schluss alles gut wird. Aber im Rückblick räumte er in der brasilianischen Sportzeitung „Lance“ auch ein: Er könne sagen, das sei keine einfache WM-Vorbereitung gewesen.
Der Franzose schloss nicht aus, dass es beim Fan-Service in den Stadien, die erst verspätet fertig werden, holpern könnte. Wie vereinzelt beim Confed Cup 2013 geschehen, könnte es auch zur WM passieren, dass Sitze für die Zuschauer nicht korrekt ausgewiesen sind. „Das ist etwas, das wir gerne vermeiden würden“, sagte Valcke. Doch sicherheitshalber hält die FIFA für solche Zweifelsfälle einige Sondertickets bereit.
Nur 52 Prozent der Brasilianer sind nach einer Umfrage des Instituts Datafolha für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft. Valcke sprach mit Blick auf jüngste Erhebungen von 58 Prozent. „Wenn wir das mit dem gleichen Zeitraum vor den Olympischen Spielen in London 2012 vergleichen - dort lag der Prozentsatz bei 49 Prozent.“ Wesentlich höher dürfte die Zustimmungsrate für die Nationalelf ausfallen, was vor allem Trainer Luiz Felipe Scolari zu verdanken ist.
Dem 65-Jährigen gelangen seit Amtsantritt Ende 2012 in 19 Spielen 13 Siege. Nur zwei Mal musste sich die Selecao geschlagen geben, viermal gab es ein Unentschieden. Das Selbstbewusstsein beflügelte vor allem der 3:0-Final-Sieg im Confed Cup gegen Weltmeister Spanien. Auch bei der Heim-WM dürfte Scolari große Hoffnungen auf Barcelona-Stürmer Neymar setzen, der in den Scolari-Partien auf 1591 Spielminuten kam und dabei 10 der 49 Tore schoss. Brasilien will Titel Nummer sechs bei der WM holen. „Aber da sind 31 Teams, die einen Finaleinzug Brasiliens verhindern wollen“, gab FIFA-Chef Blatter zu bedenken. „Das wird ein Turnier auf sehr hohem Niveau.“