WM-Show am Zuckerhut: Pomp, Proteste und Pelé
Rio de Janeiro (dpa) - Mit einer Glamour-Show in der „Stadt am Zuckerhut“ ist Brasilien in die Warm-up-Phase für die WM 2014 gestartet. 500 Millionen Zuschauer in aller Welt sahen die Auslosung der Qualifikationsgruppen.
Mit dabei waren Fußball-Legenden, Politiker und Funktionäre.
Die FIFA-Show unterm Zuckerhut legte sogar den Flugverkehr lahm. Das Donnern der Maschinen sollte die in 200 Länder live übertragene Auslosung der Qualifikationsgruppen nicht stören. Deshalb wurde Rios Stadtflughafen Santos Dumont kurzerhand für vier Stunden gesperrt. Mit der Ziehung im malerischen Jachthafen der Marina da Glória begann der Ernst im Land des WM-Gastgebers 2014.
„Willkommen in Rio, der Cidade Maravilhosa (Wunderbaren Stadt)“, „Willkommen im Land der Fußballkunst“, empfingen die Moderatoren Fernanda Lima und Tadeu Schmidt am Samstag die TV-Zuschauer und 2000 geladene Gäste, darunter Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, FIFA-Präsident Joseph Blatter und Jahrhundert-Fußballer Pelé.
Rund 20 Millionen Reais (13,5 Millionen Euro) ließen sich Stadt und Bundesstaat Rio das erste WM-Top-Event auf heimischem Boden nach Medienberichten kosten. Auf der 740 Quadratmeter großen Bühne war tagelang mit viel Lärm gehämmert und geprobt worden. Vier Kilometer Kabel wurden verlegt, ein großes Pressezentrum für fast 1000 Medienvertreter aus aller Welt aufgebaut. Die erlebten Rio von der schönsten Seite, bei strahlendem Sonnenschein mit blauem Himmel und Temperaturen von über 30 Grad.
„Wir werden Sie mit offenen Armen empfangen“, versprach Staatschefin Rousseff der FIFA und den WM-Fans. „Sie werden ein gut vorbereitetes Volk finden. Wir sind gewappnet.“ Milliarden sollen bis zum Anpfiff der WM 2014 in Stadien, Flughäfen und Straßen fließen. Das legendäre Maracanã-Stadion wird derzeit grundrenoviert und mehrere Stadien in den insgesamt zwölf Ausrichterstädten neu gebaut.
Doch nicht alle sind mit den Mega-Projekten der WM 2014 und den zwei Jahre später stattfindenden Olympischen Spielen 2016 in Rio einverstanden. Vor der Marina protestierten etwa 1000 Demonstranten gegen die Geldverschwendung. Während Millionen in die Stadien fließen, blieben wichtige Investitionen im Bildungs- und Gesundheitsbereich aus. Die Proteste richteten sich auch gegen erzwungene Umsiedlungen von tausenden Bewohnern von Rio. „Die Menschenrechte werden mit Füßen getreten“, schimpften die Organisatoren.
Auch der mächtige Chef des brasilianischen Fußball-Verbandes CBF, Ricardo Teixeira, war Zielscheibe der Demonstranten, die ihn als „Chef einer korrupten Bande“ beschimpften. „Ricardo Teixeira - Game over“, war auf Schildern zu lesen. Der 64 Jahre alte Topfunktionär saß in der ersten Reihe und war wenig begeistert über seinen Sitznachbarn, den Präsidentin Rousseff demonstrativ als „besten Fußballspieler aller Zeiten“ würdigte: „König Pelé“. Wäre es nach Teixeira gegangen, dann wäre der 70-Jährige gar nicht in die Marina eingeladen worden. Nur durch die Ernennung zum WM-Ehrenbotschafter durch die Präsidentin war Pelé beim Kick-Off der WM 2014 dann doch dabei.