Interview: DFB-Präsident Theo Zwanziger rechnet ab

Der Präsident des DFB tritt am Freitag zurück und spricht über Nachfolger Niersbach: „Ich wünsche ihm, dass er erfolgreich ist.“

Otto Rehhagel kehrt mit 73 in die Bundesliga zurück, Fifa-Chef Joseph Blatter denkt mit fast 76 noch nicht ans Aufhören, Joachim Gauck wird mit 72 Bundespräsident. Haben Sie zu früh das Handtuch geworfen?

Theo Zwanziger: Nein. Ich bin zwar der Meinung, dass auch Menschen über 70 verantwortungsvolle Positionen übernehmen können. Man muss seine Grenzen sehen. Die liegen nicht allein im Lebensalter. Der Fußball war stets ein wichtiger Teil meines Lebens und wird das auch bleiben.

Wie darf man sich ihre künftige Rolle im Fußball vorstellen?

Zwanziger: Ich sitze noch bis 2015 für den deutschen Fußball in der Fifa-Exekutive. Da wird es weiterhin auch eine starke Verbindung zur Liga und zum DFB geben. Darüber hinaus werde ich mich aber zurückhalten.

Sie haben Ihr Büro in der Frankfurter Zentrale bereits geräumt. Warum hatten Sie es so eilig?

Zwanziger: Ich bin ein Mensch, der, wenn er die Entscheidung getroffen hat, etwas zu beenden, das Neue sieht.

Und Sie werden künftig nicht mit Gerhard Mayer-Vorfelder als Ehrenpräsident im Vorstand sitzen?

Zwanziger: Wir haben mit Egidius Braun und Gerhard Mayer-Vorfelder zwei Ehrenpräsidenten, mehr erlaubt die Satzung nicht. Ich will keine Lex Zwanziger. Ich bin Ehrenpräsident des Fußballverbandes Rheinland, damit bin ich zufrieden.

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat gesagt, es habe Sie überrascht, dass Sie keiner zum Weitermachen angehalten hat. Hat er recht?

Zwanziger: Wenn ich eine Entscheidung treffe, warum sollte mich dann jemand zu etwas anderem überreden? Solche Äußerungen sind einfach respektlos, wie so manches, was Herr Hoeneß ab und an im Blätterwald verbreitet hat.

Wenn Deutschland im Sommer Europameister wird, wie werden Sie das dann erleben? Auf der Tribüne? Mit Angela Merkel nach dem Spiel in der Kabine?

Zwanziger: Mit der Frau Merkel in der Kabine sicher nicht. Ich werde mir Spiele vor Ort auf der Tribüne ansehen.

Nach ihrer Kritik an der WM-Vergabe nach Katar hat Sepp Blatter Sie zurückgepfiffen. Wird das Thema nochmals angegangen?

Zwanziger: Ich habe die Vergabe nach Katar immer unter dem Aspekt gesehen, dass ein Land, das halb so groß wie Hessen ist, nicht Ausrichter einer Fußball-Weltmeisterschaft sein kann. Und diese persönliche Meinung kann mir der Fifa-Präsident nicht verbieten.

Sie standen vor allem für den Frauenfußball und soziale Projekte. Was geben Sie Wolfgang Niersbach mit auf den Weg?

Zwanziger: Er soll seine Unbefangenheit und seinen jugendlichen Charme behalten und sich nicht staatsmännisch verbiegen lassen. Er ist ein Kommunikator und ein Mensch, der sich in den letzten 20 Jahren beim DFB ein hohes Maß an Fachwissen angeeignet hat. Ich wünsche ihm von ganzem Herzen, dass er erfolgreich ist und von Ärger verschont bleibt.

Die moralischen Ansprüche an Führungspersönlichkeiten sind hoch. Wie oft haben Sie das Angebot bekommen, in Ferienhäusern von Geschäftspartnern zu übernachten?

Zwanziger: Wenn man von jemandem eingeladen wird, mit dem man im geschäftlichem Kontakt steht, ist das generell problematisch. Im öffentlichen Dienst gibt es dazu ja Strafrechtsbestimmungen, die gibt es bezogen auf den DFB oder die Privatwirtschaft so nicht. Was mich betrifft, kann ich aber eindeutig sagen, dass ich von den Sponsoren, mit denen ich zu tun hatte, nie etwas in Anspruch genommen habe.