Kahns neue Welt als Marke
In Düsseldorf erzählt der ehemalige Torwart aus seinem Leben.
Düsseldorf. Kann ein Mensch eine Marke sein? Man kann über eine solche Frage durchaus mal nachdenken. Und dann sieht man Oliver Kahn — und weiß die Antwort. Ja, der Mensch als Marke, das funktioniert. Und die Vermarktung seiner selbst, die forciert der ehemalige Fußball-Torwart gerade nach Kräften, wie er Dienstag auf der SpoBis-Messe in Düsseldorf, einem Treffen der Größen aus Wirtschaft und Sport, erzählte.
Gut gelaunt, locker und rhetorisch durchaus begabt philosophierte da der Titan von einst ganz irdisch über seine Probleme nach dem Abschied vom aktiven Fußball. „Das ist, als ziehe einer den Stecker raus. Da wird es erst einmal stockdunkel“, sagte Kahn, der sich in der Finsternis dann doch aufgerafft hat. Und den möglichen Schnellschuss, Manager des Fußball-Erstligisten Schalke 04 zu werden, seinerzeit nicht abgefeuert hat.
„Man muss erst einmal zu sich finden, dann entdeckt man ganz neue Wege“, sagte Kahn, dessen Charakter dem Frühpensionär in ihm keinen Raum ließ. „Irgendwann wird die 15. Runde Golf und der siebte Urlaub auch langweilig.“ Also musste eine neue Strategie her. Und Kahn, der Perfektionist, wollte ein theoretisches Fundament. Schloss auf das Fernstudium an der Uni Hagen, das er schon während seiner Karriere absolviert hatte, ein Master-Studium an der Privat-Uni Schloss Seeburg in Salzburg an.
Kahn lernt. Und er lernt, dass die Menschen mit ihm etwas verbinden. „Ehrgeiz, Disziplin, Wille“ sind die Eigenschaften, die ihn als Marke stärken. Jetzt hat er mit so viel Markenmacht ein buntes Potpourri zusammengestellt: Er ist mindestens bis 2015 Fußball-Experte im ZDF, betreibt das Internetportal „fanorakel.de“ und die „Titaneon Media AG“. Er macht zahlreich Werbung, auch für zunächst so widersprüchlich erscheinende Inhalte wie „Weight Watchers“ und „Bruzzler“.
Man muss sich also nicht wirklich um den Mann sorgen, der schon in seiner Karriere Millionen verdient hat — und ganz nebenbei erwähnt dem FC Bayern in dieser Saison alle drei möglichen Titel zutraut. Aber ob ihn dieses Fachwissen wieder zurück in die Bundesliga führt? „Nicht alles ist planbar. Im Moment verspüre ich kein großes Bedürfnis“, sagte Kahn. Im Moment lebt er als Marke. Und er lebt gut.