Pokalsieg: Eine Zeitreise ins Jahr 1985
Auf den Spuren der Pokalsieger: Nur Werner Vollack hat noch engen Kontakt zum heutigen Niederrheinligisten.
Krefeld. Pfingstsonntag, der 26. Mai 1985, abends kurz vor acht: Im Olympia-Stadion von Berlin ertönt der Abpfiff von Schiedsrichter Werner Föckler aus Bad Dürkheim. Die Überraschung im 43. Pokalfinale ist perfekt. Der FC Bayer 05 Uerdingen hat den FC Bayern München mit 2:1 niedergerungen und erstmals in seiner Geschichte den DFB-Pokal gewonnen.
Für Kapitän Matthias Herget, Keeper Werner Vollack, die Torschützen Horst Feilzer und Wolfgang Schäfer sowie die restlichen Spieler mit dem Bayer-Kreuz auf der Brust gibt es kein Halten mehr: Sie fallen sich in die Arme, jauchzen vor Glück und laufen schnurstracks zu den Fans vom Niederrhein, die zu Tausenden den Sensationssieg feiern.
"Das war Gänsehaut pur", erinnert sich der Chef des Krefelder Stadtsportbundes, Otto Pütz, seinerzeit 2. Vorsitzender des Vereins und Stadionsprecher. "Fast keiner hatte uns auf der Rechnung, aber es hat einfach alles gestimmt an diesem Tag". Dem größten in der Geschichte des FC Bayer 05 Uerdingen, seit 1995 in KFC Uerdingen umbenannt.
Was ist aus den Uerdinger Fußball-Profis der achtziger Jahre geworden? Wo stecken die Pokal-Gewinner von 1985? Eine Spurensuche.
Werner Vollack sitzt an seinem Arbeitsplatz - im Inneren der Südtribüne des Grotenburg-Stadions. 55 Jahre ist der ehemalige Torwart des FC Bayer 05 inzwischen alt. Er ist der einzige frühere Profi, der heute noch regelmäßig Kontakt zu seinem Verein hat. Als städtischer Angestellter gehört es mit zu seinen Aufgaben, das Spielfeld der Grotenburg in Schuss zu halten. Bei einem anderen Krefelder Verein, den Preussen vom Appelweg, trainiert er die D-1-Jugend, die er in die Aufstiegsgrunde zur Bestengruppe geführt hat.
Aber dann geht die Zeitreise zurück in die Achtziger. "Ich denke noch oft an diesen wunderbaren Tag. Was haben wir die Bayern gehetzt. Wenn ich an Werner Buttgereit denke. Lothar Matthäus hat kein Land gegen ihn gesehen. Es war einfach grandios."
Dass der heutige KFC Uerdingen in den Achtzigern zu einem der etablierten Vereine der Bundesliga avancierte, hat er auch Vollack zu verdanken, der in seiner 16-jährigen Profilaufbahn zwischen den Pfosten ein Meister seines Fachs war. Ein paar Monate nach dem Pokalsieg zeigte Vollack beim Europacupspiel im Stadion El Calderon gegen Atletico Madrid eines der besten Spiele seiner Karriere.
"El Milagro", das Wunder, titelte damals die spanische Sportzeitung "Marca" nach den Weltklasseparaden des Uerdinger Torwarts. Gleichwohl konnte er die 0:1 Niederlage nicht verhindern. 1990 klang Vollacks Karriere auf Schalke aus - er machte Jens Lehmann Platz.
Seinen Traum, nach der Spielerkarriere Trainer zu werden, hat Friedhelm Funkel (56) wahr gemacht. Er war nach Stationen in Krefeld, Rostock, Duisburg, Köln und Frankfurt bis vor ein paar Tagen bei Hertha BSC Berlin unter Vertrag, wo er den Abstieg nicht verhindern konnte. Inzwischen hat er beim VfL Bochum unterschrieben. Sein Bruder Wolfgang (51), ein gelernter Fliesenleger, hat bis 2008 als Assistenztrainer beim 1. FC Kaiserslautern gearbeitet.
Der robuste Abwehrspieler Norbert Brinkmann (57) arbeitet nach wie vor im Bayer-Werk in Uerdingen und ist in Sachen Fußball ansonsten ein stiller Genießer. Ludger van de Loo (51) ist als Diplom-Ingenieur beruflich voll ausgelastet und wohnt mit seiner Familie in Krefeld, Werner Buttgereit (50) ist in Kalkar zu Hause und Assistenztrainer beim 1. FC Kleve (NRW-Liga). Er betreibt zudem eine Fußballschule.
Die Spur von Karl-Heinz Wöhrlin (52) verliert sich in der Freiburger Region. Dem Vernehmen nach ist der frühere rechte Verteidiger in der Autobranche tätig. Matthias Herget (54), der es auf 39 Länderspiele (4 Tore) gebracht hat und bei der WM 1986 in Mexiko dabei war, arbeitet seit langem für diverse Fußballschulen und gibt Seminare für Amateurtrainer. Larus Gudmundsson (62 Spiele, 17 Tore für Uerdingen) hat sich längst in seine isländische Heimat zurückgezogen, wo er als Werbedirektor bei einem Fernsehsender seinen Lebensunterhalt verdient.
Dietmar Klinger wohnt in Essen und ist bei der Stadt Essen beschäftigt, Franz Raschid hat sich in der Nähe von Dinslaken niedergelassen und trainierte zuletzt den PSV Wesel. Peter Loontiens ist Versicherungsfachmann in Mönchengladbach und kickt nur noch hier und da zum Spaß in der Halle. Wo sich Wayne Thomas aufhält, entzieht sich unserer Kenntnis. Er lebt vermutlich in seinem Heimatland Wales.
Unmittelbar mit dem KFC Uerdingen hat also nur noch Werner Vollack zu tun. Und der bedauert sehr, dass es mit dem Aufstieg nicht geklappt hat. Auf ein Neues im nächsten Jahr.