Tradition schießt in Uerdingen keine Tore
Hoffnung Das Krefelder Stiefkind will in fünf Jahren in die dritte Liga aufsteigen.
Krefeld. Ein wenig Bundesliga ist also zurück. In den Seelen der Krefelder Fußballfans. In ihren Herzen. Und in ihrem Stadion, der Grotenburg. Selbst wenn Ailton, einst der beste Torjäger der Bundesliga, zuletzt weniger durch Tore als durch seine Eskapaden und die Häufigkeit seiner Vereinswechsel auffällig wurde. Aber dieser Königstransfer, der wieder Hoffnung geben soll, läutet vielleicht aber auch die letzten Regungen dieses einstigen Traditionsvereins ein, der so sehr an der Vergangenheit nagte, dass er vergaß, seine Zukunft zu gestalten. Das ehrgeizige Ziel: in fünf Jahren in die 3. Liga.
Sie feierten in Krefeld einen Pokalsieg gegen die übermächtigen Bayern aus München. Das war 1985. Ein Jahr später zelebrierten sie in der Grotenburg ein deutsch-deutsches Fußballfest historischer Dimension. 7:3 besiegten sie 1986 Dynamo Dresden nach einem 1:3-Rückstand zur Pause. Friedhelm Funkel war dabei, sein Bruder Wolfgang, Matthias Herget, für Dresden spielte ein 18 Jahre alter Rotschopf - Matthias Sammer. 20Jahre später wurde dieses Spiel von Journalisten, Spielern und Trainern zum größten Fußballspiel aller Zeiten gewählt.
Fortan jedoch ging es bergab. Seit dem Rückzug der Bayer AG als Sponsor Mitte der 90er Jahre ist der Klub immer noch auf der Suche nach einer Identität. Die sportlichen Eckpunkte der chronischen Finanzprobleme: Bundesliga-Abstieg 1996, 2.Liga-Abstieg 1999, Regionalliga-Zwangabstieg 2005, Oberliga, Niederrheinliga, dazu drei Insolvenzen und ein Lizenzentzug im Frühjahr 2005. Der Klub hat stets über seine finanziellen Verhältnisse gelebt, begleitet vom dauerhaften sportlichen Abstieg. Und er genießt außerhalb Krefelds eine größere Akzeptanz als bei den Bürgern der Stadt selbst. Auch weil Uerdingen sich stets in Konkurrenz zu Krefeld sieht und umgekehrt.
Allein mit Tradition ist aber keine Zukunft zu gewinnen. Die Löcher im Etat wuchsen stetig an. Auch Einnahmen aus Benefizspielen gegen Bayern oder Schalke linderten lediglich die Sorgen. Verrückt und einfallsreich sind sie aber beim KFC geblieben. In den 90ern ließ sich Trainer Friedhelm Funkel als Batman vor eine Imagekampagne spannen. Vor vier Jahren versteigerte der Klub einen Kader-Platz über das Internet und löste einen bundesweiten Hype aus.