Nach dem Europa League-Sieg Kölns Auferstehung auf Probe - ein Bundesliga-Sieg muss her
Nach dem 5:2 gegen Borrisow muss ein Sieg gegen Hoffenheim her.
Köln. Nach dem rauschenden Fest mitten in der schlimmsten Krise schaute Trainer Peter Stöger ungläubig durch die Arena. „Das ist eben Köln“, sagte der Österreicher nach dem 5:2 (1:2) des 1. FC Köln gegen Bate Borissow: „Zwei Jahre gewinnst du kein Spiel. Und dann bist du mit einem Sieg gefühlt im Europa-League-Halbfinale.“
Wiener Schmäh oder endgültige Ankunft im Wahnsinn der Domstadt? Stöger lächelt das weg und geht, nächste Aufgaben, er steht dieser Tage unter Dauerdruck. Mit Jörg Schmadtke, dem gegangenen Sport-Geschäftsführer, habe er noch kein Wort gewechselt seit jenem Tag, als Schmadtke auf einmal weg war. Sagt Stöger im TV. Seither hängt alles an dem Österreicher. Bekommt er seine Elf dauerhaft aufgestellt wie gegen die defensiv arg anfälligen Weißrussen, könnte er in Köln Heldenstatus erringen. Aber der Weg ist noch weit. Die Liga kann ein elendes Geschäft sein, wenn man von Null starten muss, wo andere schon längst auf Hundert sind.
„Heute kommen wir endlich mal mit einem Lächeln nach Hause zu unseren Frauen und Kindern. Aber wir wissen, dass wir gegen Hoffenheim schon wieder gewinnen müssen“, sagte Dominique Heintz, 24 Jahre alter Innenverteidiger. Heintz ist einer, der sich in Niederlagen wie Siegen den Journalisten stellt. Immer. „Jetzt darf ich es auch mal genießen, ich stand hier bei jeder Niederlage“, scherzte der ehemalige Lauterer, als es auf Mitternacht zuging. „Nun können wir unseren Kindern und Enkeln erzählen, dass wir in der Europa League auch gewonnen haben und nicht bloß dabei waren.“
In zwei Wettbewerben hat der abgestürzte FC nun immerhin schon gewonnen — zweimal im DFB-Pokal, einmal in der ersten Europacup-Saison seit 25 Jahren. Die Erleichterung war förmlich greifbar. Doch in der Fußball-Bundesliga haben die Rheinländer nach zehn Spielen erst zwei Punkte auf dem Konto. Ein Sieg morgen (15.30 Uhr) gegen 1899 Hoffenheim ist deshalb schon Pflicht, wenn die Hoffnung auf dem Klassenverbleib leben soll. „Gravierend viel hat dieses Spiel nicht verändert“, sagte Stöger am Donnerstagabend deshalb: „Es ist ein anderer Wettbewerb. Aber besser als 2:5. Ob es uns wirklich weiterhilft, wissen wir vielleicht an Weihnachten.“ Auch Abwehrspieler Dominic Maroh sagte Sätze der Vernunft. „Wir haben letzte Woche im Pokal gewonnen und drei Tage später in Leverkusen wieder verloren. Überschwänglich wird deshalb niemand. Wir müssen mit einer Mischung aus Demut und Euphorie in das Spiel gegen Hoffenheim gehen und hoffen, dass die Maschine jetzt läuft.“
Was wirklich Mut machte, waren fünf Stürmertore. Seit Modestes Weggang nach China schien solche Ausbeute unmöglich. Dann gelangen Zoller, Jojic, Osako (2) und dem erstaunlich erstarkten Serouh Guirassy fünf Tore, die Köln stark machen können — aber eben nicht zwingend müssen. Zumal Guirassy, mit dem Stöger einige ernste Worte gewechselt hatte, nun angeschlagen ist. „Es sieht bei ihm nicht ganz so schlimm aus, aber wir müssen abwarten“, sagte der Trainer am Freitag.