Revolutionärer Plan Kontroverse um Regionalliga-Gäste aus China
Frankfurt/Main (dpa) - Der Plan mit Chinas U20-Auswahl in der Fußball-Regionalliga Südwest sorgt unter den 19 Vereinen für Ablehnung, Skepsis, Spott und Wohlwollen - aber keineswegs für einhellige Zustimmung.
„Der SV Waldhof hat keine Zustimmung erteilt. Aktuell sind die notwendigen Details für uns noch nicht vollumfänglich geklärt“, sagte Geschäftsführer Markus Kompp vom SV Waldhof Mannheim der Deutschen Presse-Agentur. Damit widersprach er Regionalliga-Geschäftsführer Felix Wiedmann, der behauptet hatte, alle 19 Clubs hätten schon Zustimmung signalisiert.
Heftige Kritik an den Plänen, dass sich das chinesische Olympia-Team außer Konkurrenz als Fußball-Entwicklungshilfe in Deutschland auf die Sommerspiele 2020 vorbereiten soll, kam auch aus der Oberliga Baden-Württemberg. „Das ist eine schallende Ohrfeige für alle Fußball-Fans. Die Frage ist doch: Geht es dem DFB um eine 20. Mannschaft oder geht es ums Geld?“, erklärte Steffen Vahldiek, Vorstand des FSV Bissingen, der „Heilbronner Stimme“.
Für den 54-Jährigen liegt die Antwort auf der Hand. „Es geht nur ums Geld.“ Vahldiek fordert deshalb: „Der DFB muss alle Geldflüsse mit den Chinesen offenlegen. Was zahlen die an den DFB, wie viel kommt bei den Regionalliga-Clubs an?“ Die Vereine der Südwest-Regionalliga sollen vom DFB mit jeweils 15 000 Euro für den Aufwand entlohnt werden. Der FSV Bissingen hatte vor wenigen Wochen in der Relegation aufgrund eines fehlenden Tores den Aufsteig in die Regionalliga verpasst.
Sensibel und ironisch regierten die Stuttgarter Kickers auf die in einer Boulevardzeitung verbreiteten Zitate eines Clubfunktionärs, das so nicht gefallen sein soll. Man habe nicht gesagt, dass dem chinesischen U20-Team in Degerloch der rote Teppich ausgelegt würde, teilten die Schwaben auf ihrer Homepage mit. „Richtig ist: Die Stuttgarter Kickers sind Teamplayer und stehen natürlich im Austausch mit dem zuständigen Verband.“ Der Verein betonte aber, dass es „Gesprächsbedarf und viele Diskussionen zum Vorschlag des DFB“ gebe.
Empört ist der Präsident des Südwest-Absteigers FK Pirmasens, der als Sechstletzter der Regionalliga abgestiegen war. „Je länger ich darüber nachdenke, desto verschaukelter komme ich mir vor“, sagte Karsten Volberg dem Magazin „11Freunde“. „Denn was die Liga jetzt mit der chinesischen Mannschaft plant, ist eigentlich genau das, was wir vor ein paar Wochen beantragt haben: Eine Aufstockung auf 20 Mannschaften.“ Der Antrag habe aber nie eine faire Chance gehabt. „Hier ist seit Monaten eine Kooperation geplant, zwischen der Bundesregierung und China“, sagte Volberg. Und dieses Modell klappt nur bei 19 Mannschaften. Unser Antrag hatte nie eine faire Chance.“
Eher neugierig ist Hessen Kassel, das nach dem Insolvenzantrag mit einem Neun-Punkte-Abzug in die neue Saison startet, was das exotische China-Projekt bringen könnte. „Das ist sicherlich ein Blick über den Tellerrand“, sagte KSV-Trainer Tobias Cramer der „Hessischen Niedersächsischen Allgemeine“. „Es ist aber schön, dass wir das miterleben dürfen.“
Roland Seitz, Sportvorstand des Regionalliga-Ersten SV Elversberg, hält angesichts der ausgelobten 15 000 Euro vom DFB das Finanzielle für attraktiv. „Es gibt viele Vereine, die das Geld gut gebrauchen können“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“. Offen für die Aufstockung mit dem Team aus China ist der Präsident von Drittliga-Absteiger FSV Frankfurt. „Neues stößt immer auf Skepsis. „Wir halten es jedoch für wert, dass es getestet wird“, sagte Michael Görner. Ob die Gäste aus China willkommen sind, soll am 11. Juli auf der Managertagung der Liga entschieden werden.