Pleite im DFB-Pokal „Ich bin auch nur ein Mensch“

Leverkusen · Leverkusen ist entsetzt von sich selbst. Das 1:2 gegen Karlsruhe geht auch auf Torwart Hradecky, der sich nach dem Spiel im DFB-Pokal erst gar nicht in Ausflüchten zu retten versuchte.

Torwart Lukas Hradecky bezeichnete seinen Patzer vor dem zweiten Gegentor als „schweren Schlag für mich persönlich“.

Foto: Marius Becker/dpa/Marius Becker

Der Stachel sitzt tief, die erste Krise ist da, und Lukas Hradecky wollte erst gar nichts beschönigen. Der Torhüter von Bayer Leverkusen ließ seiner Gemütslage freien Lauf. „Das ist ein schwerer Schlag für mich persönlich, wenn man so einen Fehler macht. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Scheiß Niederlage!“, sagte der Torhüter von Bayer Leverkusen nach seinem kapitalen Bock, der wieder mal zu einem blamablen und frühzeitigen Pokal-Aus gegen einen frechen Zweitligisten Karlsruher SC führte und die Titel-Träumerei im Club zunächst einmal beendete.

Im DFB-Pokal ist es vorbei, in der Meisterschaft könnte am Samstag der nächste Rückschlag drohen, und die nächste Runde in der Europa League ist längst noch nicht gesichert. Der ehrgeizige Bayer-Chef Fernando Carro verkündete vor Beginn der neuen Spielzeit, dass er davon überzeugt sei, vor einer erfolgreichen Saison zu stehen. Sprich: Der erste Titel nach fast 30 Jahren wird fällig.

Aber trotz großer Investitionen, guter Rahmenbedingungen und einer Reihe hochveranlagter Spieler ist die sogenannte Werkself auch in dieser Saison offenbar nicht in Lage, ihr großes Potenzial kontinuierlich und auf hohem Niveau abzurufen und in Siege umzuwandeln.

Viele Torschüsse, aber
nicht effizient genug

„Das ist natürlich enttäuschend und schwer zu verarbeiten“, gestand Nationalspieler Jonathan Tah nach dem 1:2 gegen den Zweitliga-Achten. Dass der Siegtreffer für den KSC durch Kyoung-Rok Choi (63. Minute) nach einem völlig unnötigen Fehlpass von Hradecky zustande kam, unterstreicht die Problematik. Hinten gepatzt, vorne alles vergeben.

19 Torschüsse hatten die Leverkusener, beim Derby in Köln (2:2) waren es 17 – die meisten blieben ungenutzt. „Es hat uns an Effizienz, an Tempo und am Passspiel gemangelt“, befand Trainer Gerardo Seoane, der gerade das andere Gesicht seiner Mannschaft kennenlernt. Der Schweizer moderiert diese Situation sachlich und nüchtern, doch er muss sich schon fragen, woran es liegt, dass ein so hochveranlagtes Team solche Spiele nicht gewinnen kann.

Natürlich ist die personelle Situation durch Verletzungen angespannt, kein echter Mittelstürmer stand im Kader. So kam der erst 16 Jahre alte Iker Bravo als jüngster Spieler in der Geschichte des Clubs zu seinem ersten Kurzeinsatz bei den Profis. Die Personallage wird nicht besser: Gegen den VfL Wolfsburg, der mit hochmotiviertem neuen Trainer Florian Kohfeldt kommt, fehlt in dem gelbgesperrten Moussa Diaby am Samstag ein weiterer Offensivspieler. Nach vier sieglosen Spielen in Serie darf sich Bayer keine weitere Niederlage leisten, selbst Teile des Leverkusener Publikums ließen der Darbietung am Mittwoch ein Pfeifkonzert folgen.

„Jeder muss noch mehr für die Mannschaft geben“, forderte Tah vor der nächsten Ligapartie. „Das wird ein enorm wichtiges Spiel für unser Selbstvertrauen und dass wir nicht wieder darüber reden müssen, dass wir in ein Loch fallen“, sagte der 25-Jährige.