Löw beruhigt: Spannung steigt für Georgien
Kaiserslautern (dpa) - Joachim Löw interessiert nur noch Georgien. Eilig machte der Bundestrainer einen Haken unter den holprigen Probelauf gegen Australien und schaltete um auf EM-Qualifikation. Den Fans des Weltmeisters verabreichte er eine verbale Beruhigungspille.
„Die Mannschaft wird die Spannung Richtung Georgien noch mal erhöhen. Da werden wir mit noch mehr Konzentration auftreten“, versprach der DFB-Chefcoach nach dem 2:2 in Kaiserslautern gegen Asienmeister Australien den Fans des Fußball-Weltmeisters.
Mit einem mulmigen Gefühl blickt Löw dem Ausflug an diesem Freitag nach Vorderasien nicht entgegen. „Wir sind ein bisschen im Hintertreffen. Das müssen wir wettmachen, aber das werden wir auch, weil die Mannschaft diese Qualität und diese Einstellung hat.“ Keine Panik, lautete auch die übereinstimmende Botschaft der Nationalspieler, obwohl sie im Frühjahr 2015 in vielen Einzelfällen und als Kollektiv weit vom überragenden WM-Niveau entfernt sind.
„Wir wissen, dass wir am Sonntag eine andere Mannschaft auf dem Platz haben werden, eine Mannschaft, die gierig ist, auf jeden Fall die drei Punkte einzufahren“, versicherte Sami Khedira, der im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion den 90 Minuten lang geschonten Anführer Bastian Schweinsteiger als Kapitän vertreten durfte. Löw hatte schon gegen die „frechen Australier“ alles unternommen, um am Sonntag in Tiflis den dringen benötigten Pflichtsieg auf dem steinigen Weg zur EM 2016 einfahren zu können.
Er verzichtete selbst in Rückstand auf den Einsatz seiner Besten. Neben Schweinsteiger schauten auch Thomas Müller, Jérome Boateng, Mats Hummels und Toni Kroos 90 Minuten von der Bank aus zu. Auch der angeschlagene Torwart Manuel Neuer durfte sich auskurieren. Die Formation um den in der Torwarthierarchie aufgestiegenen Ron-Robert Zieler hatte Löw nach einer klaren Vorgabe ausgewählt: „Wen muss man nicht unbedingt ins Gefecht schicken?“ Der 55-Jährige experimentierte lieber personell mit dem international unerfahrenen Kölner Jonas Hector sowie den beiden Rückkehrern Holger Badstuber und Ilkay Gündogan.
Zudem erprobte Löw ein weiteres Mal die Variante mit einer Dreier-Abwehrreihe, die „natürlich nicht auf Knopfdruck“ funktionstüchtig sein könne. „Ich bin bereit, das Risiko auch mal einzugehen in solchen Spielen“, sagte Löw nach einem Test, bei dem defensiv erschreckende Schwächen aufgetreten waren. „Viele Dinge sind nicht so gelungen, wie wir uns das gewünscht hätten“, gestand Löw. „Zum Glück war es nur ein Freundschaftsspiel“, sagte Marco Reus, bester deutscher Spieler und Schütze des 1:0-Führungstores.
Gewinner des Abends war allerdings Lukas Podolski, der die deutsche Elf nach Australiens Doppelschlag durch James Troisi und Mile Jedinak vor dem totalen Fehlstart ins neue Jahr bewahrte. Sein 48. Tor, mit dem der 29-Jährige zur alleinigen Nummer 4 der DFB-Torschützenliste vor Rudi Völler und Jürgen Klinsmann (beide 47) aufstieg, war ein starkes Signal in eigener Sache. „Natürlich ist man froh, wenn man gut spielt und ein Tor macht“, sagte der von den Zuschauern mit Sprechchören aufgemunterte Angreifer.
Löw rügte die Poldi-Kritiker. „Manche, so hat man das Gefühl, wollen ihn gerne abschreiben“, sagte der Bundestrainer. „Aber man weiß, dass der Lukas immer mal für Belebung sorgen kann. Es war sein 48. Tor für Deutschland, diese Quote spricht für sich“, lobte Löw.
„In Georgien müssen wir eine Schippe zulegen“, sagte Podolski vor der Reise ins Ungewisse, die mit einem viereinhalbstündigen Flug am Freitagnachmittag von Frankfurt nach Tiflis beginnt. „Ich war noch nie da, von uns gar keiner. Es wird eine heiße Schlacht“, mahnte der weit gereiste 122-malige Nationalspieler Podolski recht drastisch.
Der Weltranglisten-126. Georgien besitzt jedoch - vor allem offensiv - nicht die Klasse der mutig attackierenden Australier. „Von uns ging eine große Bedrohung für Deutschland aus“, urteilte deren Trainer Ange Postecoglou stolz. Löw wiederum begründete seine Zuversicht für den Georgien-Trip besonders mit den wieder größeren Varianten in der Offensive: „Marco Reus ist zurück, ein Spieler, der auf verschiedenen Positionen spielen kann. Auch Thomas Müller wird am Sonntag wieder beginnen“, beruhigte der Bundestrainer.
„Wir sind Weltmeister, wir haben die Qualität, die Qualifikation zu überstehen“, erklärte Reus. Und zwar als Gruppenerster, wie Teammanager Oliver Bierhoff unmissverständlich gefordert hat.