Ronaldo wartet schon Löw warnt: „Kein Selbstläufer“ gegen Kamerun beim Confed Cup
Sotschi (dpa) - Erst Kamerun - und dann Portugal oder Mexiko: Der Weg der jungen deutschen Weltmeister-Vertretung zum ganz großen Erfolg beim Confed Cup in Russland ist schon vorgezeichnet.
Zunächst aber muss das von Kapitän Julian Draxler angeführte Fußball-Nationalteam heute Nachmittag (17.00 Uhr) in Sotschi die letzte Vorrundenaufgabe gegen Kamerun meistern und das Halbfinal-Ticket lösen. „Es darf niemand denken, dass das ein Selbstläufer ist“, mahnte Joachim Löw. „Wir müssen erst den nächsten Schritt gegen Kamerun machen. Wenn wir das geschafft haben, sehen wir, wie wir uns auf den nächsten Gegner vorbereiten“, sagte der Bundestrainer.
AUSGANGSLAGE: Schon ein Unentschieden würde dem DFB-Team (4 Punkte) zum Weiterkommen genügen. Löw will aber keineswegs taktieren, sondern auf Sieg spielen gegen den Afrikameister (1), der das Ausscheiden nur mit einem Erfolg gegen den Weltmeister abwenden könnte. Für Löw wäre es ein besonderer Sieg: Es wäre sein 100. im 150. Länderspiel als Bundestrainer (DFB-Bestmarke). Zudem geht es im Fernduell mit dem punktgleichen, aber um ein Tor besseren Südamerikameister Chile um Platz eins in Gruppe B. Chile spielt zeitgleich gegen Australien.
GRUPPENSIEG: Platz eins hätte einen doppelten Vorteil. Die deutsche Mannschaft könnte in der Olympiastadt Sotschi am Schwarzen Meer wohnen bleiben und dort am Donnerstag auch das Halbfinale bestreiten - und das gegen Mexiko, den Zweiten der Gruppe A. „Der Gruppensieg ist der Optimalfall“, sagte der Schalker Leon Goretzka. „Jede Reise strengt an“, bemerkte Löw zur anderen Option. Als Zweiter müsste der DFB-Tross am Montag wieder nach Kasan umziehen. Dort wäre dann schon am Mittwochabend Europameister Portugal mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo der Gegner. „Wir haben Respekt vor Deutschland“, sagte Ronaldo schon mal vorausschauend nach dem 4:0 der Portugiesen am Samstagabend gegen Neuseeland über ein mögliches Halbfinalduell.
SICHTUNG: Ursprünglich war es Löws Plan, beim Confed Cup möglichst alle 21 Akteure im Kader möglichst viel spielen zu lassen. Sichten ging vor Siegen. Inzwischen wittert das junge Team aber die Chance, ein Jahr vor der WM in Russland einen Überraschungscoup bei dem Testturnier zu landen. „Der Konflikt ist immer da“, sagte Löw zum Spagat zwischen maximalem Erfolg und Experimenten. „Ich darf nicht zu viel verändern“, sagte Löw nun. Das Mannschaftsgerüst steht.
PERSONAL: Einige Umstellungen aber will Löw im Vergleich zum 1:1 gegen Chile vornehmen. Es ist immerhin das dritte Spiel in sieben Tagen. Löw hat dabei auch schon das anvisierte Halbfinale mit im Blick. Er erwägt eine Pause für die Vielspieler Draxler und Jonas Hector. Für Letzteren könnte der Berliner Marvin Plattenhardt auf der linken Seite sein Turnierdebüt feiern. Mittelfeldspieler Emre Can verletzte sich im Abschlusstraining am Fuß und könnte ausfallen. Fix ist die Rückkehr von Antonio Rüdiger in die Abwehr, „weil Kamerun mit wahnsinnig schnellen Spielern agiert“, wie Löw anmerkte. Mit seiner Körperkraft und Schnelligkeit könne Rüdiger da Paroli bieten.
TORWART: Die Rotation der drei Torhüter wird womöglich vorzeitig ausgesetzt. „Wir hatten den Plan, dass jeder Torhüter auf jeden Fall einen Einsatz haben wird“, erinnerte Löw. Kevin Trapp hat zwar noch nicht beim Confed Cup gespielt, kam aber beim Test gegen Dänemark in der Vorbereitung zum Einsatz. „Jetzt müssen wir überlegen, wie es weitergeht“, sagte Löw. Er könnte doch schon gegen Kamerun eine Nummer 1 für den Rest des Turniers ausrufen? Die könnte dann nur Marc-André ter Stegen heißen, der gegen Chile fehlerlos spielte.
KAMERUN: Löw erwartet das bisher „läuferisch anspruchsvollste und körperlich anstrengendste Spiel“. Die Lieblingsbeschäftigung der Spieler von Kamerun sei es, eins gegen eins zu spielen. „Es wird nicht einfach werden“, glaubt Goretzka. Die Motivation sei riesig: „Über allem steht das Halbfinale. Das ist das übergeordnete Ziel.“