A-Kick der B-Teams Löws Notelf spielt 2:2 gegen Argentinien

Dortmund · Deutschland und Argentinien trennen sich nach deutscher 2:0-Führung im Fußball-Testspiel mit 2:2. Gnabry und Havertz treffen für das DFB-Team.

Deutschland - Argentinien im Signal Iduna Park: Lukas Klostermann aus Deutschland kämpft mit Lucas Ocampos (l) und Leandro Paredes aus Argentinien um den Ball.

Foto: dpa/Marius Becker

Spätestens, als der Leipziger Abwehrspieler Benjamin Halstenberg den Ball mit einem Kunststoß gegen die Latte des argentinischen Tores donnerte (30.), war es um die Zuschauer geschehen. Aus dem drohenden Freizeitkick von zwei B bis C-Teams der Fußball-Giganten Deutschland und Argentinien vor eher spärlicher Kulisse in der imposanten Dortmunder Arena war ziemlich ein hoch unterhaltsamer Fußball-Abend geworden. Was mit einer Trauerminute für die Opfer von Halle begann und zunächst vor leisen 45197 Zuschauern wie eine Trainingseinheit anmutete, schaffte das, was eher selten passiert im deutschen Fußball der jüngeren Jahre: Dass eine hoch engagierte deutsche Fußball-Nationalelf mit lauter jungen Spielen, die sich für Engagement statt B-Auswahl-Tristesse entschieden hatten, den Funken vom Rasen auf die Ränge transportierte.

Allen voran Serge Gnabry, der Stürmer von FC Bayern, der derzeit seinen Marktwert wöchentlich steigert und seinen Lauf aus der Liga mit nach Dortmund gebracht hatte: Bei seinem Treffer zum 1:0 entwischte Gnabry nach einem Flachpass von Lukas Klostermann über die rechte Seite gleich drei argentinischen Abwehrspielern und spitzelte mit dem Außenrist gekonnt an Torhüter Agustin Marchesin vom FC Porto ins Tor (16.). Und beim 2:0 war Gnabry der Vorbereiter, als er mit Tempo über die rechte Seite auf den mitgelaufenen Kai Havertz passte und der Leverkusener dieses Mal vollendete (22.). Es ging munter zu im deutschen Spiel, wirklich schnell, technisch stark, kurze Ballkontakte - und ganz viel Wille. Eigenschaften, die man sich beim zuletzt durchaus gebeutelten DFB von der neu formierten Löw-Elf erhofft, weil sich das Image der deutschen Elitekicker nach der WM 2018 und manchem Funktionärs-Verdruss noch immer im Wiederaufbau befindet.

Dass diese Schritt recht groß gelang in Dortmund, musste man nach Ausfällen von Ginter, Tah, Rüdiger, Kroos, Gündogan, Sane oder Werner nicht erwarten, aber vielleicht war genau das der Trumpf: Beim Nationalelf-Debüt von Robin Koch, dem Innenverteidiger des SC Freiburg, und Luca Waldschmidt vom SC Freiburg gelang der deutschen Elf erkennbar viel, weil sie es wollte. Ein Umstand, den man in wirklich vielen deutschen Testspielen der vergangenen Jahre, die allzu zäh gerieten und Anhänger verprellten, vermisst hatte. Koch spielte, weil Niklas Stark von Hertha BSC sein Debüt auch im sechsten Kadereinsatz beim DFB nicht zustande brachte und mit einem grippalen Infekt ausfiel. Mit Nadien Amiri von Bayer Leverkusen und Suat Serdar vom FC Schalke 04 legte Löw für Julian Brandt und Gnabry noch zwei Debütanten nach an einem Abend, an dem die beiden Nationen sich gegenseitig ihre Talente vorstellten: Auch bei den Gästen fehlten Stars wie Lionel Messi, Gonzalo Higuain, Sergio Agüero und Angel di Maria.

Dass sich die Argentinier nach der Pause deutlich intensiver wehrten, war abzusehen. Immerhin nagen an den Südamerikanern, die zuletzt bei der Copa America im Juli im Halbfinale die Segel streichen mussten, die WM-Finalpleiten von 1990 und 2014. Der DFB ist ein Begriff in der Heimat, da mag man sich nicht abschießen lassen an einem regnerischen Oktobertag im Ruhrpott. Und vielleicht fühlte sich das Team von Trainer Lionel Scaloni durch die vielen Auswechslungen Löws nach der Pause auch gereizt. So floss der durchaus mögliche deutsche Sieg noch dahin: Leverkusens Stürmer Lucas Alario traf nur vier Minuten nach seiner Einwechslung mit einem Kopfball zum 1:2 (66.), bei dem Koch nicht gut aussah. Und in der 85. Minute traf der zur Pause eingewechselte Lucas Ocampos vom FC Sevilla nach einem Serdar-Ballverlust und einer Alario-Vorlage zum umjubelten Ausgleich. Die junge deutsche Elf hatte sich selbst um den Lohn gebracht. Am Sonntag geht es in der EM-Qualifikation weiter in Estland.