Löws Stamm soll EM-Ticket sichern - Khedira fehlt
Berlin (dpa) - Mit seinen bewährten Kräften will Joachim Löw vorzeitig das Ticket für die EM 2012 buchen. Ein Sieg gegen Österreich würde den Weg nach Polen und in die Ukraine ebnen. Die Aufregung um das Eklat-Buch von Kapitän Lahm soll diesem Ziel nicht im Wege stehen.
Der Wirbel um Buchautor Philipp Lahm hat sich noch nicht gelegt, da will Joachim Löw den Blick nur noch auf die nächste sportliche Aufgabe lenken. „Unsere Konzentration gilt jetzt erst einmal ausschließlich dem Aufeinandertreffen mit Österreich“, sagte Löw am Freitag bei der Bekanntgabe seines Kaders für das EM-Qualifikationsspiel gegen die Alpenrepublik am 2. September in Gelsenkirchen und den Test vier Tage später in Danzig gegen Polen. Drei Punkte gegen Österreich würde vorzeitig den Gruppensieg und die EM-Teilnahme im kommenden Sommer sichern.
Der Fußball-Bundestrainer verzichtet diesmal weitgehend auf personelle Neuerungen und setzt stattdessen auf den Stamm um seinen schreibenden Kapitän Lahm, Real-Rückkehrer Mesut Özil, den genesenen Per Mertesacker und die famosen Brasilien-Bezwinger um Jungstar Mario Götze. Nur Sami Khedira muss wieder verletzt passen. Der Real-Profi fehlt als einziger prominenter Nationalspieler im 23 Spieler umfassenden Aufgebot.
Eine Adduktorenverletzung im linken Oberschenkel zwingt Khedira diesmal zur Absage. Er hatte bereits die Partien in Aserbaidschan (3:1) im Juni wegen Verletzung verpasst und war bei der Brasilien-Gala (3:2) im August wie sein Club-Kollege Özil geschont worden. Größeres Kopfzerbrechen muss Löw die Absage des Spanien- Gastarbeiters aber nicht machen. Schon gegen Brasilien hatte Toni Kroos die Rolle neben dem gesetzten Bastian Schweinsteiger offensiv hervorragend interpretiert.
Am Montag wird Löw sein Aufgebot im Teamhotel in Düsseldorf versammeln. Nach dem Buch-Eklat um Lahm steht dann noch vor der Österreich-Partie ein ungewöhnliches „Literarisches Quartett“ mit Löw, Teammanager Oliver Bierhoff, Lahm und dem Spielerrat als Protagonisten an, um die schriftlichen Verfehlungen des Kapitäns aufzuarbeiten.
„Es gibt einige Passagen in dem Buch, die mir nicht gefallen, weil hier ein Spieler einige Trainer, die lange und erfolgreich gearbeitet haben, öffentlich beurteilt. Auch darüber werden wir in der kommenden Woche sprechen“, sagte Löw zum umstrittenen Lahm-Werk „Der feine Unterschied“. Vom Wirbel um sein Buch überrascht relativierte Lahm im Interview mit dem „Münchner Merkur“ (Samstag) seine Aussagen. „Ich attackiere keinen. Ich analysiere, ich vergleiche meine bisherigen Trainer: Was war bei dem einen besser, was beim anderen?“, erläuterte er jene Passagen, die als Abrechnung mit ehemaligen Trainern verstanden worden waren.
Erstmals im Kader der Nationalmannschaft steht wie in der Vorwoche von Bundestorwarttrainer Andreas Köpke angekündigt Ron-Robert Zieler von Hannover 96 als dritter Schlussmann hinter Stammkraft Manuel Neuer und Tim Wiese. Weiterer Rückkehrer ist Linksverteidiger Marcel Schmelzer von Borussia Dortmund. Mertesacker gehört nach fast einem halben Jahr wieder zum DFB-Tross. Zuletzt hatte der Abwehrmann am 26. März gegen Kasachstan (4:0) im Aufgebot gestanden. „Ich freue mich, dass Per wieder fit und bei uns dabei ist“, sagt Löw.
Durch die Rückkehr von Özil, Mertesacker und Schmelzer musste Löw einige Akteure aus dem erfolgreichen Brasilien-Aufgebot streichen. Dennis Aogo, Cacau und Ilkay Gündogan wurden vom Bundestrainer diesmal nicht berücksichtigt. Das Trio wurde telefonisch von Löw mit der unliebsamen Länderspielpause konfrontiert.
Nach bislang sieben Siegen in sieben Spielen fehlen noch zwei Zähler aus den letzten drei Spielen zur sicheren EM-Teilnahme. „Es ist unser erklärtes Ziel, mit einem Sieg gegen Österreich in Gelsenkirchen alles klar zu machen, damit unsere Europameisterschaftsplanungen definitiv beginnen können“, sagte Löw. „Wir haben zwar als Tabellenführer in unserer EM-Qualifikationsgruppe einen großen Vorsprung, und unsere Ausgangsposition ist daher sehr gut, aber noch sind wir nicht für die EM-Endrunde in Polen und der Ukraine qualifiziert“, betonte der Bundestrainer.