Nach Klose-Ausfall: Warum Löw auf Kruse statt Kießling setzt

Nach Gomez und Götze fällt nun Klose aus, Jogi Löw steht damit ohne Stoßstürmer da. Der Bundestrainer hat ein Problem. Oder doch nicht?

Düsseldorf. Heribert Faßbender kam ziemlich unvorbereitet an das Mikrofon, aber dann hatte der inzwischen pensionierte ARD-Mann am vergangenen Montag doch noch Spaß daran, eine Frage an DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zu formulieren.

„Herr Präsident“, sagte Faßbender beim Ständehaustreff, dessen Höhepunkt ein Gespräch mit eben jenem Niersbach war, „was können Sie machen, damit der Bundestrainer endlich ernsthaft auf den Leverkusener Stefan Kießling zurückgreift?“

Mit einer solchen Frage erntet man in dieser Republik einen sicheren Applaus, weil Kießling erstens als sympathisch und zweitens als ungeheuer treffsicher gilt. Und als die klatschenden Hände still hielten, sagte Niersbach: „Das überlasse ich dem Bundestrainer, damit sind wir immer gut gefahren.“

Seit Donnerstag aber ist das Thema Faßbenders wieder ein nationales der Stammtische, und das hat einen Grund: Der 35-jährige Nationalstürmer Miroslav Klose ist am Donnerstag in München am Fuß operiert worden und fällt mindestens für die nächsten beiden WM-Qualifikationsspiele am 11. Oktober in Köln gegen Irland und vier Tage später in Stockholm aus. Mario Gomez (Innenbandteilriss im Knie) wird noch weit länger brauchen.

Und Mario Götze, der im System des Bundestrainers schon mal als Mann in vorderster Front bei verändertem System zur Geltung kam, kommt nach seiner Rekonvaleszenz auch nicht in Frage. Triebe man es auf die Spitze und missachtete alle taktischen Variationsmöglichkeiten des Bundestrainers, lautet die Formel: Das deutsche Glück liegt allein in der Hand des Gladbachers Max Kruse.

Denn im Fall Kießling, des besten Torjägers der vergangenen Saison, sind die Würfel längst gefallen: Der 29-Jährige hat seinen Rücktritt aus einer Nationalelf unter dem Bundestrainer Löw erklärt, will bald eventuell sein zweites Kochbuch schreiben und schießt solange weiter seine Tore für Bayer Leverkusen. In dieser Saison sind es schon wieder fünf an der Zahl. Zweites Ausschlusskriterium: Löw will Kießling ohnehin nicht.

Stattdessen redet er viel lieber über Klose und strahlt Gelassenheit aus. „Ich bin über Miros Eingriff informiert“, erklärte Löw auf der DFB-Internetseite. Den Kader für die anstehenden Länderspiele werde man Ende nächster Woche bekanntgeben. „Bis dahin haben wir ja auch noch ein wenig Zeit“, sagte der Bundestrainer.

Deutschland fehlt als Spitzenreiter der Gruppe C (22 Punkte) angesichts eines Fünf-Punkte-Vorsprungs auf Schweden und der guten Tordifferenz nur noch ein Punkt, um die Tickets für Brasilien endgültig zu lösen.

Löw wird sich etwas einfallen lassen. Schon allein, um am Ende ohne Kießling nicht blöd da zu stehen. Ohnehin war die Diskussion hierzulande gerade erst verklungen, ob Deutschland — ganz ähnlich wie Spanien — ob seiner spielerischen Klasse und Variabilität im Mittelfeld überhaupt noch einen echten Stoßstürmer brauche.

André Schürrle, Lukas Podolski, Marco Reus, Mesut Özil und Thomas Müller bürgen ihrerseits durchaus für Torgefahr — und könnten abwechselnd in die Spitze stoßen. Was aber Heribert Faßbender dazu sagen würde?