Saarbrücken im DFB-Pokal: Erst wenn der letzte Außenseiter verschwunden . . .

Der einzige Drittligist im DFB-Pokal-Achtelfinale: 1. FC Saarbrücken

Liebe Leser, Sie werden gleich merken: Ich bin vorbelastet. Genetisch sozusagen. In Saarbrücken geboren und im Saarland aufgewachsen, habe ich 1992 — Vater an meiner Seite, Bundesligafußball auf dem Platz — als Elfjähriger meinen ersten gegrillten Lyoner im Doppelweck im Ludwigsparkstadion verdrückt.

Jenes weite Rund, das Spötter heute gerne als größtes von Menschenhand errichtetes Feuchtbiotop in Südwestdeutschland bezeichnen, und wo am Mittwochabend nach dem 2:1 der sehnsüchtige Schrei nach Erfolgen von den maroden Rängen schallte. Der TV-Kommentator lutschte den Satz „Die Region lechzt nach großem Fußball“ ins Mikrofon.

Was ist das für ein Verein, dieser Vorletzte der Dritten Liga, der erst Werder Bremen und dann den SC Paderborn ausgeschaltet hat? Der FCS war Gründungsmitglied der Bundesliga, zweimal Deutscher Vizemeister 1943 und 1957 sowie der erste deutsche Club, der je Real Madrid besiegte — 1951 mit 4:0.

Der damalige Fifa-Präsident Jules Rimet soll gesagt haben: „Das ist die interessanteste Mannschaft Europas.“ Es gab 1977 wie bei jedem vernünftigen in der Versenkung verschwundenen Club einen großen Sieg (6:1) gegen die noch größeren Bayern, der je nach Gemütslage wieder aufgewärmt werden kann.

Heute liegen die Blau-Schwarzen in der ewigen Tabelle der Bundesliga auf Platz 35. Seit 20 Jahren ist der Verein zum Spielball für lokale Politgrößen geworden. Von Liga fünf bis zwei war alles dabei. Der Vizepräsident gibt ehrenamtlich den Sportdirektor. Seit 15 Jahren wird vom Stadionneubau gesprochen — 2014 soll es nun einen Umbau geben. Die meisten werden es erst glauben, wenn sie es sehen.

„De FC“ wie man in Saarbrücken sagt, ist ein Traditionsverein. Doch heute klingt das fast wie ein Nachruf. Der FCS aus dem strukturschwachen Ex- Bergbauland steht nur sportlich knapp über Clubs wie dem Wuppertaler SV, RW Essen, RW Oberhausen, Wattenscheid oder dem KFC Uerdingen. Die Heidenheims, Aalens und Sandhausens dieser Fußballrepublik sind vorbeigezogen.

Warum diese Exkursion ins Saarländische? Weil der 1. FC Saarbrücken als einziger unterklassiger Verein noch im DFB-Pokal vertreten ist. Und erst wenn der letzte Außenseiter verschwunden, das letzte eigene Gesetz dieses Wettbewerbs außer Kraft gesetzt, werden die Fans merken, dass Pokalabenden das gewisse Etwas fehlt.