Nach öffentlichem Druck Grindel tritt als DFB-Präsident zurück

Düsseldorf · Der stark angezählte DFB-Präsident Reinhard Grindel zieht die Reißleine. Er hat am Dienstag seinen Rücktritt bekanntgeben.

Reinhard Grindel stand in den letzten Tagen stark in der öffentlichen Kritik.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Nachdem der Druck auf Reinhard Grindel in den letzten Tagen enorm angewachsen war, ist er als DFB-Präsident zurücktreten. Die beiden Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball werden als Interimspräsidenten das Amt bis September 2019 weiterführen.

Grindel führt in Absprache mit dem DFB weiterhin seine Ämter im Fifa-Council und Uefa-Exekutivkomitee fort.

Der 57 Jahre alte Grindel, der bei der Eröffnung der Hall of Fame im Fußballmuseum in Dortmund am Montag noch geschwiegen hatte, zieht damit nach drei Jahren als DFB-Präsident die Konsequenzen aus den Anschuldigungen und der schweren Kritik gegen seine Person in den vergangenen Tagen.

Nach den vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ erhobenen Vorwürfen, dass er Zusatzeinkünfte über 78 000 Euro als Aufsichtsratschef der DFB-Medien Verwaltungs-Gesellschaft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publik gemacht habe, fand der einstige CDU-Berufspolitiker in den vergangenen Tagen kaum noch Rückhalt in der Verbandsspitze. Die DFB-Presseabteilung versicherte, dass Grindel bei seinem Amtsantritt korrekte Auskünfte über seine Einkünfte gemacht habe. Den gut dotierten Aufsichtsratsposten trat er drei Monate später an.

Grindel ging auf diese Vorwürfe in einer persönlichen Erklärung nicht ein, wohl aber ausführlich auf eine Uhr im Wert von 6000 Euro, die er von dem ukrainischen Verbandspräsident Grigori Surkis zum Geburtstag geschenkt bekam.

In der Erklärung sagte Grindel: “Ich trete vom Amt des DFB-Präsidenten zurück. Ich entschuldige mich dafür, dass ich durch mein wenig vorbildliches Handeln in Zusammenhang mit der Annahme einer Uhr Vorurteile gegenüber haupt- oder ehrenamtlich Tätigen im Fußball bestätigt habe.“

Er habe den Wert der Uhr erst seit dem Wochenende erfahren und deshalb erst Montag den DFB darüber informiert, sagte er. Er sei seit dem Wochenende fassungslos über seinen Fehler, der ihm unterlaufen sein.

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Der DFB dankte seinerseits in einer Erklärung Grindel für seine Arbeit als Präsident und Schatzmeister beim DFB. Bis zum September soll ein neuer Präsident außerhalb des Präsidiums gefunden werden. „Ziel muss es dabei sein, jenseits von Einzelinteressen immer nach den besten Lösungen für den deutschen Fußball zu streben”, sagte Vizepräsident und DFL-Präsident Rauball.

Kritik auch von Matthäus

Am Montagabend war die Kritik an Grindel bereits lauter geworden. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sagte: „Wenn man in solch einer Position ist und solche Dinge ans Licht kommen, sollte man zumindest Argumente haben, um sie so schnell wie möglich beiseite zu räumen. Beim DFB wird aber schon einmal gerne zu lange rumgeeiert.“

Auch Andreas Rettig, Geschäftsführer beim Zweitligisten FC St. Pauli, ging verbal auf Distanz: „Einen Platz in der Hall of Fame würde Grindel heute sicher nicht bekommen. Das Erscheinungsbild des DFB ist schon seit längerer Zeit verbesserungswürdig.“

Gemeint sein dürfte vor allem das Jahr 2018, als auf das erstmalige WM-Vorrundenaus der deutschen Nationalmannschaft in Russland die Affäre um Mesut Özil folgte. Der 30-Jährige musste nach einem Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan den WM-Sommer über harsche Kritik einstecken und fühlte sich vom DFB nicht ausreichend beschützt.

Danach trat Özil mit einem via Social Media verbreiteten Rundumschlag aus der DFB-Elf zurück und übte dabei auch harsche Kritik an Präsident Grindel. Dieser räumte später ein: „Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen. Da hätte ich klare Worte finden sollen.“

(red/dpa)