Österreich statt Özil: Bierhoff fordert Fokus
München (dpa) - Die Sportliche Leitung um Bundestrainer Joachim Löw versuchte, das Topthema vor der WM-Qualifikation klein zu halten. Der Wechsel von Mesut Özil von Real Madrid zum FC Arsenal wurde am Dienstag aber auch im Kreise der deutschen Nationalmannschaft noch intensiv diskutiert.
Teammanager Oliver Bierhoff forderte aber vor dem Trainingsstart alle Protagonisten auf, die Konzentration auf den WM-Doppelpack am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in München gegen den Nachbarn Österreich und am Dienstag darauf (20.45 Uhr/ARD) bei Außenseiter Färöer zu richten.
„Für uns ist es wichtig, dass der volle Fokus jetzt auf Österreich gerichtet ist“, sagte Bierhoff. „Das ist enorm wichtig. Wir wollen unsere Position in der Gruppe weiter ausbauen und dominieren.“ Trotz des emotionalen Charakters des Nachbarschaftsduells und der Aussicht, möglicherweise schon zwei Spiele vor Abschluss der Qualifikation das begehrte Direktticket für die Fußball-WM 2014 in Brasilien in den Händen zu halten, drehte sich noch vieles um Özil. „Er ist äußerlich vollkommen entspannt. Er ist ja jemand, der es gar nicht so mag, wenn er im Mittelpunkt steht“, berichtete Bierhoff nach einem längeren Gespräch mit dem Neu-Londoner: „Er wirkte sehr aufgeräumt, entspannt und sehr freudig.“
Die geklärte Zukunft soll Özil im Nationaltrikot beflügeln. „Jetzt ist wichtig, sich auf das Training zu konzentrieren“, sagte Bierhoff, der viel Arbeit in der mit 68 000 Zuschauern ausverkauften Allianz Arena erwartet: „Österreich ist immer unglaublich motiviert.“ Vor dem Anpfiff wird Ex-Kapitän Michael Ballack offiziell verabschiedet.
Nach den Werbeterminen am ersten Tag der Vorbereitung bat Bundestrainer Löw seine 22 Spieler am Dienstag erstmals auf den Platz. Arbeit gibt es für das DFB-Team nach den jüngsten schwächeren Länderspielen auf dem Gelände des HVB-Clubs am Englischen Garten genügend. „Wir haben eine Woche, in der wir trainieren und uns mehr finden können“, sagte Özils nun ehemaliger Real-Kollege Sami Khedira. Ein Wechsel-Angebot aus England für den Mittelfeldmann hatten die „Königlichen“ anders als bei Özil abgelehnt.
Im Gegensatz zum 3:3 beim Saisonauftakt gegen Paraguay sei die Saison inzwischen fortgeschritten, machte Khedira den deutschen Fans Hoffnung auf eine bessere Vorstellung. „Wir sind fitter und deshalb wieder frischer im Kopf. Natürlich wollen wir beide Spiele gewinnen.“ Dabei sollen auch die Ausfälle der verletzten Bastian Schweinsteiger, Mario Götze (beide FC Bayern), Ilkay Gündogan (Dortmund), Lukas Podolski (Arsenal) und Marcell Jansen (HSV) keine Rolle spielen.
Vielmehr komme es gegen die erstarkten Österreicher, die sich noch gute Chancen auf Gruppen-Platz zwei ausrechnen, auf eine bessere Balance zwischen Offensive und Defensive an. „Schön und gut, wenn wir drei, vier Tore schießen. Wenn wir in längerfristigen Zielen denken, müssen wir schauen, dass wir die Gegentorquote schnellstmöglich wieder verringern“, betonte Mittelfeld-Organisator Khedira. Neun Gegentore in den vergangenen drei Länderspielen brachten Löw und seinem Personal nicht nur Kritik ein. Sie schürten Richtung WM auch Skepsis an der richtigen taktischen Ausrichtung des DFB-Teams.
Khedira forderte ein generelles Umdenken im ganzen Team: „Wir reden über die Weltmeisterschaft.“ Da zähle nicht nur das attraktive Offensivspektakel, das man nicht einbüßen wolle. „Sondern wir müssen daran denken, dass hinten ein Tor ist, das wir verteidigen wollen“, sagte Khedira. Auch jeder Offensivspieler, „der für Spektakel sorgen kann“, sei da mit eingeschlossen. „Wir wollen versuchen, das gegen Österreich abzustellen. Es geht darum, nicht nur zu gewinnen, sondern möglichst ohne Gegentor zu gewinnen“, fasste der Real-Star zusammen.