Paul Gascoigne war in der Entzugsklinik
London (dpa) - Ex-Fußballstar Paul Gascoigne hat nach eigenen Worten bei seiner jüngsten Alkohol-Entziehungskur mit dem Tod gerungen.
„Drei Ärzte dachten, dass ich es nicht schaffe“, sagte der 45-jährige Engländer im Interview der „Sun on Sunday“. „Ich habe das durchgemacht, den Tod. Ich war tot“, sagte er über die Entgiftung in einer Klinik in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. Er appellierte an sich selbst: „Das muss eine Inspiration sein, dass mir das nie wieder passiert.“ Nach mehr als einem Monat war Gascoigne übereinstimmenden britischen Medienberichten zufolge am Samstag nach England zurückgekehrt.
Der Rückfall des Alkoholikers, der 18 Monate lang als trocken galt, war Ende Januar bekanntgeworden. Damals hatte der 57-malige englische Nationalspieler als Bühnengast bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Northampton gestammelt und geschluchzt und damit Fußball-England schockiert. Prominente Freunde hatten für das frühere Fußballidol zusammengelegt und ihm den Klinik-Aufenthalt in den USA finanziert.
Die „Sun“ widmete dem Interview nun vier Seiten. Darin schildert Gascoigne auch die Zeit nach einer Verlegung von der Entzugsklinik auf die Intensivstation eines Krankenhauses in Arizona: „Ich dachte, ich sei dabei, mich zu verabschieden. Ich sah wie eine Leiche aus. Ich war ein totales Wrack.“ Einmal, als er aufgewacht sei, sei er ans Bett gebunden gewesen - an den Knöcheln, den Knien, der Brust und den Armen, damit die Kanülen nicht aus seinen Armen fallen. Dazu habe er ständig Injektionen bekommen. Seine Ärzte hätten ihm gesagt, dass das die schlimmste Entgiftung gewesen sei, die sie je erlebt hätten. „Ich wurde mit mehr Medikamenten vollgepumpt als jeder andere Patient.“
Nach „Sun“-Darstellung soll er auch während des auf dem Rückflug geführten Gesprächs geweint haben. Auf den aktuellen Fotos sieht Gascoigne zwar noch immer mitgenommen aus: Sein Kopf ist rot, er wirkt deutlich älter als 45 Jahre. Doch sein Gesicht ist nicht mehr so aufgedunsen wie bei dem Bühnenauftritt. Er wolle nun seine „letzte Chance“ unbedingt nutzen. „Ich kann nicht oft genug sagen, wie sehr es mir leidtut für die Menschen, die ich hängengelassen habe“, versicherte er. „Ich werde beweisen, dass es diesmal anders sein wird.“
Der frühere Mittelfeldprofi von Newcastle United, Tottenham Hotspur und Lazio Rom hat in seinem Leben schon zahlreiche Abstürze erlebt - nicht erst seit seinem Karriereende 2004 als Spielertrainer des Viertligisten Boston United. Dokumentiert sind für ihn mehrere Drogenentzugskuren und Behandlungen gegen Alkoholsucht. 2008 wurde er zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen.