Infantino berät mit Council Pläne für Mammut-WM werden konkret

Zürich (dpa) - Ganz unscheinbar unter Punkt 9 der Tagesordnung des neuen mächtigen FIFA-Councils verbirgt sich die heiß diskutierte revolutionäre WM-Reform. Als „Zwischenbericht zum Bewerbungsverfahren für die FIFA-Fussball-Weltmeisterschaft 2026 tm“ ist das Thema gekennzeichnet.

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Es können aber schon bei der Sitzung des Gremiums am Donnerstag und Freitag die Weichen für die umstrittene Aufblähung der WM-Teilnehmerzahl auf bis zu 48 Teams gestellt werden - allen Bedenken der großen Profiligen und Vereine aus Europa zum Trotz.

Noch kommen aus der FIFA-Zentrale in Zürich moderate Töne - der heftig diskutierte Plan von Verbandsboss Gianni Infantino werde nur beraten, heißt es. Doch wer den Italo-Schweizer kennt, weiß, dass der ganz nach dem Vorbild seines einstigen Förderers Michel Platini gerne Nägel mit Köpfen macht. In seiner Amtszeit als UEFA-Generalsekretär wurden die Pan-Europa-EM 2020 in 13 Ländern und die Einführung der Nationenliga von 2018 an handstreichartig beschlossen, als die Fußballwelt noch von weiteren Konsultationen ausging. Die Kompetenz für eine Entscheidung hätte das Gremium auch nach der Statutenreform.

Infantino hat eine Aufstockung auf 40 WM-Teams in seinem Präsidentschaftswahlkampf den damals noch 209 FIFA-Mitgliedsländern praktisch versprochen. Jetzt geht es primär um die Detailgestaltung - unabhängig davon, ob Infantino seine Ideen bereits in dieser Woche oder wie offiziell verlautet erst im kommenden Jahr fix machen kann. „Mehr Länder und Regionen in der ganzen Welt wären dann glücklich“, begründete Infantino seine Pläne.

Die WM-Varianten:

Das Auslaufmodell: Eines steht eigentlich schon fest. Das seit 1998 bewährte Turnierformat mit 32 Mannschaften wird es nur noch bei den Turnieren 2018 in Russland und 2022 in Katar geben. Für diese beiden WM-Auflagen ist das Modell mit acht Gruppen à vier Teams und anschließender K.o.-Runde bereits beschlossen und in TV- wie Marketingverträgen fixiert.

Die ungeliebte 40er-Variante: Mit dem Versprechen einer Aufstockung um acht Teams machte Infantino Wahlkampf - und stieg zum FIFA-Boss auf. Doch die „krumme“ Turnierzahl gefällt dem Weltverbandschef offenbar selbst nicht. Spätestens bei der EM im Sommer hat auch er gemerkt, dass zu viel Rechnerei um beste Gruppendritte die Fans nur nervt. Vom Tisch ist der Vorschlag nicht, allerdings durch die neuen Ideen des Präsidenten sehr unwahrscheinlich geworden.

Der neueste Vorschlag: Vor Studenten in Kolumbien offenbarte Infantino seinen jüngsten Plan. Sogar 48 Teams statt 32. Aber: Nur 16 Mannschaften sind fix qualifiziert. Die weiteren 32 bestreiten eine K.o.-Runde vor dem eigentlichen Turnier und ermitteln die weiteren 16 WM-Starter. Danach liefe alles wie gehabt. Dieser Modus beruhigt die Fußball-Nostalgiker. Doch der logistische Aufwand wäre immens. 80 Spiele sind in 30 Turniertagen kaum zu schaffen. Infantino schob gleich hinterher, dass die WM von zwei Ländern ausgerichtet werden könne - nach den Erfahrungen von 2002 in Japan und Südkorea eigentlich ein FIFA-Tabu.

Ein möglicher Kompromiss: War der Infantino-Vorstoß in Bogota etwa wohl kalkuliert? Denn: Es könnte auf einen Kompromiss hinauslaufen. Statt 16 werden 24 Teams gesetzt. Weitere 16 ermitteln acht Teams, die dann mit den 24 gesetzten im 32-er Modus das eigentliche Turnier spielen. 72 Spiele würde es dann geben. Infantino wäre wieder bei der von ihm einst versprochenen Zahl von 40 WM-Teams und hätte Wort gehalten.