Die deutsche Mannschaft in der Einzelkritik Retter der Null, ein Duracell-Hase und der Weltstürmer
Manuel Neuer: Der Zuschauer mit dem besten Platz im Stadion: Er schraubte aufgrund eklatanter Unterbeschäftigung mit Stretching die Körpertemperatur nach oben. Ist ja so ein fieses Erkältungswetter.
Durfte in der 63. Minute dann doch mal kurz seinem Beruf als Torwart nachgehen und entschärfte einen Schuss von Borek Dockal superreaktionsschnell. Note: 2,5
Joans Hector: Der Duracell-Hase im deutschen Team! Er spielt und spielt und spielt. Der 26-Jährige stand in seinem 23. Länderspiel zum 22. Mal in Folge in der Anfangsformation. War auf der linken Seite ständiger Adressat prächtiger Diagonalpässe ( siehe Boateng, Jerome). Inspiriert vom Kölner Höhenflug lieferte der Verteidiger vor allem offensiv eine ansprechende Leistung und bereitete das 3:0 vor. Note: 2,5
Mats Hummels: Hummels, Hummels mit Humor: So viel Spaß, sagte der der Innenverteidiger hinterher, habe er selten im Nationalteam gehabt. In die Top drei seiner persönlichen Länderspiel-Hitliste wählte er diese Partie. Glänzte mit Dribblings, als kluger Spielmacher und Retter der Null mit Spreizschritt in letzter Sekunde. Note: 1,5
Sami Khedira: Solide Partie des Mittelfeldspielers von Juventus Turin. Seine Aktionen blieben ohne Höhepunkte — positiver wie negativer Art. Note: 3
Julian Draxler: Der wechselwillige Wirbler zeigt im Nationalteam regelmäßig, warum ihn Wolfsburg geholt hat. In Wolfsburg dagegen zeigt er selten, warum ihn Löw regelmäßig holt. Eine der Schaltstationen im ideenreichen Angriffsspiel der deutschen Elf. Note: 2,5
Toni Kroos: Für Tschechiens Trainer Karel Jarolim ist er das Navigationsgerät der deutschen Mannschaft. In Hamburg herrschte offenbar an manchen Stellen auf dem Feld ein Funkloch: Er berechnete den Weg seiner Pässe manchmal falsch, sprich zu hoch für den kleinen Kimmich. Das Tor zum 2:0 war dann aber wieder kroosartig, ganz feine Schusstechnik. Note: 2,5
Mesut Özil: An diesem Abend das Herz des deutschen Spiels, pumpte den Ball ständig nach vorne. Der Gestalter vom FC Arsenal war Dreh- und Angelpunkt und von den Tschechen nie beherrschbar. Note: 1,5
Thomas Müller: Wenn auf irgendeinem Kick das WM-Papperl draufklebt, dann lässt’s der Müller Thomas scheppern. In seinem 80. Länderspiel schoss der Schlaks seine Tore 35 und 36 — genau die Hälfte davon erzielte er bei Weltmeisterschaften oder WM-Qualifikationsspielen. Ist halt ein Weltstürmer. Note: 1,5
Jerome Boateng: Technisch eleganter als dieser sonst so robuste Abwehrspieler trat in dieser Nacht nur Bundestrainer Joachim Löw auf, als er einen Ausball mit der Hacke hinterrücks ins Feld zurück kickte. Boateng lieferte derart brillante und präzise Diagonalzuspiele, als sei er Fließbandarbeiter in der 50-Meter-Pass-Fabrik. Berauscht vom Lauf, ließ er sich in der Schlussphase gar zu Galerietricksereien hinreißen. Note: 1,5
Joshua Kimmich: Die EM-Entdeckung übernimmt weiter die Lahm-Nachfolge auf der rechten Außenverteidigerposition. Der 21-Jährige legte die Rolle dank tschechischer Mithilfe sehr offensiv aus. Initiierte viele Angriffe, spielte insgesamt aber etwas fahrig. Note: 3
Mario Götze: Versuchte sich im Sturmzentrum engagiert einzubringen, wirkte im phasenweise tollen deutschen Kombinationswirbel aber bisweilen etwas glücklos. Und wenn DFB-Chefscout Urs Siegenthaler das nächste Mal die Abseitsregel erklärt, sollte er die Ohren spitzen. Note: 3,5
Benedikt Höwedes: Der Schalker kam in der zweiten Halbzeit für Hector und fügte sich nahtlos in die Mannschaft ein. Hatte seine besten Szenen in der Offensive, scheiterte aber zweimal knapp aus Nahdistanz. Note: 3
Ilkay Gündogan: Der Langzeitverletzte durfte in der Schlussphase für Kroos nach fast einem Jahr sein Comeback im Nationalteam feiern. Deutete seine Klasse durch zwei feine Lupferpässchen an. Ohne Note
Julian Brandt: Viertes Länderspiel für den jungen Leverkusener. Er durfte ein paar Minuten für Draxler ran, was als ein Versprechen für die Zukunft gilt. Ohne Note