Nach Vorwürfen Russischer Ex-Profi Karpin schließt Fußball-Doping aus
Moskau (dpa) - Über die Doping-Vorwürfe gegen den russischen Fußball auf dem Höhepunkt des Confederations Cup kann der Ex-Profi Waleri Karpin nur den Kopf schütteln.
„Wir haben darüber gelacht, das ist die Wahrheit“, sagte Karpin der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. „Die schlechteste Nationalmannschaft (2014) in Brasilien war die russische. Ich finde es lächerlich, der Sbornaja Doping vorzuwerfen. Mir scheint, dies ist ein politisches Thema, das nichts mit dem Sport zu tun hat“, sagte der frühere russische Nationalspieler (1992-2003).
Nach jüngsten Berichten könnte der russische Fußball indes deutlich tiefer im Doping-Sumpf stecken, als es Offizielle bislang eingeräumt haben. Konkret steht das Nationalteam bei der WM 2014 in Brasilien im Verdacht, verbotene Mittel genommen zu haben. Sonderermittler Richard McLaren von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) war in einem ARD-Bericht vom Mittwoch sogar davon ausgegangen, dass es im russischen Fußball ein separates Doping-Vertuschungssystem gegeben hat - zusätzlich zum staatlich gelenkten Doping etwa in der Leichtathletik, wozu die WADA ebenfalls ermittelt.
Fußball sei für Doping nicht geeignet, meinte Karpin. „Da muss man nicht in einer punktuellen Woche oder einem Monat fit sein. Die Fußballsaison dauert zehn oder elf Monate. Daher ist es lächerlich, von Doping zu sprechen, denn keiner kann sich elf Monate in Folge dopen“, sagte der 48-Jährige.
Karpin spielte lange für die Moskauer Traditions-Klubs ZSKA und Spartak. Nach dem Zerfall der Sowjetunion schoss er 1992 bei einem 2:0 gegen Mexiko das erste Tor für die neu gegründete russische Nationalmannschaft. Die Glanzzeit seiner Karriere verbrachte er bei den spanischen Ersligisten FC Valencia, Celta Vigo und Real Sociedad San Sebastian. Bis heute lebt seine Familie in Spanien.
Seit einigen Jahren arbeitet Karpin als Sportkommentator und Fußball-Experte für den staatlichen Sender Match-TV. Der Confed Cup, die Generalprobe für die Heim-WM 2018, hält er für gelungen.
„Es wurde darüber geredet, dass zu wenig Tickets verkauft wurden. Aber unter dem Strich ist eine mittlere Besucherzahl von 30 000 bis 35 000 für Russland sehr viel. Alles läuft wunderbar“, meinte er.
Vor allem das junge deutsche Team bringt Karpin beim Confed Cup zum Schwärmen. „Es ist unglaublich. Obwohl nicht die Stammbesetzung gekommen ist, könnten alle Spieler, die jetzt in der Auswahl sind, in jeder beliebigen Nationalmannschaft der Welt sein“, sagte er.
Das DFB-Team sei für ihn der klare Titel-Favorit. „Für mich war Deutschland schon vor diesem Spiel der Favorit. Die Partie gegen Mexiko bestätigt das nur“, meinte er nach dem 4:1-Halbfinalerfolg der Deutschen. Die Gefahr einer Erschöpfung nach dem anstrengenden Turnier sieht er nicht. „Bei den Deutschen gab es eine ständige Rotation, daher dürften sie eigentlich nicht müde sein.“
Anders bei Finalgegner Chile. Der Südamerikameister hatte beim Confed Cup seine beste Elf ins Feld geschickt. „Die Chilenen sind eine sehr interessante Mannschaft, die tollen Fußball und starkes Pressing spielt“, sagte Karpin. „Ein frischer Fußballwind aus Südamerika weht zu uns nach Europa. Das ist ein Fußball, der den Fans mehr gefällt als der geschlossene Fußball, der nur auf das Ergebnis abzielt.“