Ex-Nationalspieler Sammer fordert mehr Fußball-Kompetenz im DFB-Führungsgremium
Dresden (dpa) - Matthias Sammer hat mit wieder einmal klaren Worten Maßnahmen für einen erfolgreichen Weg aus der Krise des deutschen Fußballs aufgezeigt.
Der 50-Jährige kritisierte beim Internationalen Trainer-Kongress in seiner Heimatstadt Dresden immer wieder die aus seiner Sicht nicht ausreichende Fußball-Kompetenz in den Führungsgremien des DFB: „Wir brauchen ein paar Leute, die die Identität des Fußballs geprägt haben und wissen, wie Erfolg geht.“
Sammer, der selbst von 2006 bis 2012 beim Deutschen Fußball-Bund arbeitete, nannte keine Namen aus der aktuellen Führungsriege. Dafür schlug er einige vor, die helfen können, mehr Fußball-Kompetenz einzubringen und in der aktuellen Situation nach dem WM-Aus der Nationalmannschaft in Russland Wege zur Rückkehr in die Weltspitze aufzuzeigen.
Unter anderem nannte Sammer die beiden ehemaligen Bayern-Trainer Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld. Auch Oliver Kahn könne in bestimmten Bereichen helfen. „Wir sehen es auch so, dass einige Strukturen verändert und angepasst werden sollten“, sagte der U18-Trainer des DFB, Meikel Schönweitz, in einer anschließenden Podiumsdiskussion.
Bereits zum Auftakt der dreitägigen Kongresses hatte der Sportliche Leiter der DFB-Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, betont, dass sich der deutsche Fußball an einem Scheideweg befinde. „Vieles hätte nach dem WM-Titel (2014) schon auf den Prüfstand kommen müssen“, meinte Ex-Bundesligatrainer Christoph Daum: „Es gilt einige Dinge zu modifizieren, da hatte eigentlich schon die EM einige Rückschlüsse geboten.“ Der Begriff Scheideweg sei ihm aber zu extrem.
Sammer schränkte derweil seine Kritik an den Führungskompetenzen aber nicht nur auf den DFB ein, der ehemalige Sportvorstand des FC Bayern bezog auch die Deutsche Fußball Liga und einige Verein mit ein. „Ist dort genügend reine Fußball-Kompetenz gegeben?“, fragte er.
„Wenn ich mir beim DFB das Führungsgremium anschaue, sehe ich ganz honorige Leute, auch die Vorsitzenden in den Landesverbänden, das ist richtig und wichtig“, meinte Sammer. Man brauche aber Fußball-Kompetenzen in den Top-Positionen.
Der Trainer dürfe nicht für alles verantwortlich sein, über dem Coach müsse immer das System stehen. Er sei ein Bestandteil dessen. Das habe auch den Vorteil, dass im Misserfolgsfall andere als der Trainer ihn schützen könnten.
Als Beispiel für die Notwendigkeit struktureller Veränderungen nannte Sammer auch die Tatsache, dass Bundestrainer Joachim Löw nicht zur Trainer-Tagung in Dresden erschienen war, was dort mehrfach für Kritik gesorgt hatte. „Wo ist das Äquivalent im Verband, das sagt: Jogi, geh dahin?“, fragte Sammer.
Eine andere Struktur würde auch nicht zulassen, dass schon vor der Analyse des WM-Scheiterns mit dem peinlichen Vorrunden-Aus feststeht, dass die handelnden Personen im Amt bleiben. Sammer betonte jedoch auch, dass die Auswertung der WM eine Sache von Qualität, nicht von Geschwindigkeit sein müsse.
Spanier, Franzosen, Engländer sie hätten Deutschland alle überholt, meinte Sammer. Der deutsche Fußball brauche ein Stück weit mehr Identität. Dazu gehört für ihn nicht das von manchen beschworene Ende des sogenannten Ballbesitz-Fußballs. „Bitte eine Botschaft nicht mitnehmen: Dass Ballbesitz-Fußball nichts wert ist. Das ist der Tod der Jugend wie 1996 der Slogan: Der Star ist die Mannschaft.“