Sapina-Prozess: Polizei vermisste „große Knaller“
Bochum (dpa) - Kaum neue Namen, zu wenig Hintergründe: Fußball-Wettbetrüger Ante Sapina hat im Wettskandal von 2008 und 2009 aus Sicht der Polizei keine überragende Aufklärungshilfe geleistet. Das erklärte der damalige Leiter der Bochumer Ermittlungskommission „Flankengott“, Friedhelm Althans.
„Wir haben auf die großen Knaller in den Aussagen gewartet“, sagte der Chef-Ermittler am Freitag im neuen Sapina-Prozess vor dem Bochumer Landgericht. Die seien jedoch nicht gekommen. Damit ist weiter unklar, ob Sapina in den Genuss der Kronzeugenregelung kommen wird und auf eine mildere Bestrafung hoffen kann.
Der 37-jährige Berliner hatte erst fünf Monate nach seiner Festnahme begonnen, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt war der Komplex „Fußballmanipulation“ nach Ansicht der Fahnder aber schon weitgehend ermittelt. „Es konnten nur in wenigen Fällen unbekannte Tatverdächtige identifiziert werden“, sagte Althans den Richtern. Sapina habe maximal zehn neue Namen genannt - bei über 300, die schon bekanntgewesen seien.
Auch die aktuellen weltweiten Fahndungserfolge und Festnahmen in den Reihen der Wett-Mafia dürfe sich Sapina nicht auf die Fahnen schreiben. Die Ermittlungen hätten zwar in Bochum ihren Anfang genommen, basierten aber nicht auf den Aussagen des Berliners. Althans sagte den Richtern: „Das war einfach harte Ermittlungsarbeit.“ Sapina habe nach seiner Einschätzung eigentlich nur ein Geständnis nach Aktenlage abgelegt.
Der 37-Jährige war bereits im Mai 2011 zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hatte das Urteil jedoch in Teilen aufgehoben. Im neuen Prozess vor dem Bochumer Landgericht muss nun eine neue Strafe gefunden werden. Dabei geht es neben der Kronzeugenregelung auch um die Frage, ob Sapina nicht doch Mitglied einer Bande gewesen ist. Er selbst hat sich im Prozess noch nicht geäußert.