Schiedsrichter-Legende Ahlenfelder gestorben
Frankfurt/Main (dpa) - Der Kult-Schiedsrichter der 70er- und 80er- Jahre ist tot. Wolf-Dieter Ahlenfelder starb bereits am 2. August wenige Monate nach seinem 70. Geburtstag.
Ahlenfelder, vor allem dadurch berühmt geworden, dass er bei einem Spiel zwischen Werder Bremen und Hannover 96 schon nach 32 Minuten zur Halbzeit pfiff, litt seit Jahren unter einer schweren Zuckerkrankheit. Er lebte bis zuletzt in seiner Geburtsstadt Oberhausen.
Zwischen 1975 und 1988 leitete Ahlenfelder insgesamt 106 Bundesliga-Spiele. Nach der Saison 1983/84 wurde er vom Deutschen Fußball-Bund sogar mit der „Goldenen Pfeife“ als bester deutscher Schiedsrichter ausgezeichnet. Berühmt wurde der gelernte Mineralöl-Kaufmann aber vor allem durch eine Partie: Am 8. November 1975 beendete er die erste Halbzeit eines Spiels zwischen Werder Bremen und Hannover 96 schon nach 32 Minuten. „Durch die Sache in Bremen bin ich zur Legende geworden“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa noch im Februar aus Anlass seines runden Geburtstags.
Der lebenslustige Referee war nicht mehr ganz nüchtern bei jenem Spiel. „Wenn ich sage, dass ich vor Bundesliga-Spielen Wasser und Fanta getrunken habe, dann wäre das eine Lüge.“ Also habe er eben „zu früh in den Flötenkasten reingeblasen“. Seitdem konnte man in den Kneipen rund um das Weserstadion jahrelang einen „Ahlenfelder“ bestellen - und erhielt umgehend ein Bier und einen Malteser.
Warum das Spiel dann doch noch regelkonform fortgesetzt wurde, darüber gibt es unterschiedliche Versionen. Werders langjähriger Nationalspieler Horst-Dieter Höttges behauptet, zu Ahlenfelder gesagt zu haben: „Schiri, da kann etwas nicht stimmen, mein Trikot ist noch ganz trocken.“ Der Referee selbst wiederum erklärte, sein Linienrichter habe wie verrückt mit der Fahne gefuchtelt.
In jedem Fall erzählt Ahlenfelders Karriere viel darüber, wie sich der Fußball im Allgemeinen und das Verhältnis zwischen den Spielern und Schiedsrichtern im Speziellen verändert hat im Laufe der Jahre. Heute wird alles genau beobachtet von zahlreichen Kameras, es geht um viel mehr Geld und Prestige. Damals sagte Ahlenfelder einfach zu einem am Boden liegenden Profi: „Junge, steh' auf, die Rasenheizung ist nicht an.“ Oder noch legendärer sein Dialog mit Paul Breitner: „Ahlenfelder, du pfeifst wie ein Arsch.“ Antwort: „Breitner, kann es sein, dass du spielst wie ein Arsch?“
In seinen letzten Jahren ist Ahlenfelder kaum noch bei einem Fußballspiel gesehen worden. Mit der heutigen Generation der Bundesliga-Schiedsrichter wollte er auch nie tauschen. „Dabei gibt's inzwischen sogar zwei extra Torrichter, die in der Nase bohren, und so einen Sesselfurzer, der als vierter Mann Täfelchen hochhält“, sagte er der dpa. „Wir haben das früher mit drei Mann hingekriegt.“