Weltmeister Kramer trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein

Mönchengladbach. Der Zusammenprall von Rio ist Vergangenheit, von Kopfweh keine Spur. Der Fußballweltmeister wirkt fit, wenn auch — ganz anders als beim Spiels seines Leben — etwas schüchtern.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Die Wangen sind gerötet, die Hände wissen nicht, wohin sie sollen. Mal suchen sie fingernd einander, mal tauchen sie ab in die Taschen der kurze Hose. Den strahlenden Helden gab Christoph Kramer am Dienstag nicht — seinen ohnehin hohen Sympathiewerten dürfte diese Tatsache aber noch zusätzlichen Auftrieb verleihen.

Mit einem leisen „Hallo“ betritt der 23-Jährige Raum 39 im Rathaus Abtei, in dem ein Empfang für ihn stattfindet. Sofort richtet sich die Aufmerksamkeit der anwesenden Politiker, Verwaltungsvertreter Sportfunktionäre und Journalisten auf den Borussen. Die FDP-Fraktionsvorsitzende Nicole Finger hat ihren Sohn Hendrik (6) und dessen Freund Bela (5) mitgebracht, die beide auf Autogramme ihres Idols hoffen.

Großer Empfang für Borussias Weltmeister Christoph Kramer
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Kramer, in Solingen geboren und inzwischen in Mönchengladbach wohnend, ist auf Einladung von Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners ins Rathaus gekommen, um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Neben dem Tisch mit dem Buch stehen drei Fahnen: die deutsche, die brasilianische und die von Borussia.

Der Einsatz von Christoph Kramer bei der WM in Brasilien habe den Namen der Stadt Mönchengladbach „weit in die Welt hinausgetragen“, sagt der OB in einer kurzen Ansprache. „Und wenn Sie es noch einmal hören wollen: Sie waren im Finale dabei“, spielt Reiners auf die damaligen Berichte an, Kramer könne sich nicht mehr an die alles entscheidende Partie vom 13. Juli erinnern. Nach der Attacke des Argentiniers Ezequiel Garay musste er sichtlich angeschlagen vom Platz.

Inzwischen sind mehr als drei Wochen vergangen. Auf die Frage, ob er diese Zeit genießen konnte, antwortet Kramer wie aus der Pistole geschossen: „Auf jeden Fall.“ Doch er erzählt auch — mit sehr leiser Stimme —, dass er den Gewinn der Weltmeisterschaft noch immer nicht richtig realisiert habe. „Ich hoffe, dass es irgendwann in meinem Kopf ankommt.“ Er denke immer wieder an diese Augenblicke im legendären Maracanã-Stadion.

Nachdem Christoph Kramer seine Unterschrift im Goldenen Buch der Stadt getätigt und eine ihm überreichte Erdbeertorte mit süßer „1:0“-Aufschrift gewürdigt hat, nimmt er sich noch Zeit für seine jüngsten Fans. Bela und Hendrick bekommen nicht nur Autogramme auf ihre Borussen-Trikots und Sammelbild-Alben, sondern dürfen sich fürs Handy-Foto sogar auf die Knie des Fußballweltmeisters setzen.